Flurnamen der Gemarkung Lösnich

Die Entstehung der Flurnamen

Flurnamen benennen kleinräumige Teile der Ortsgemarkung und kennzeichnen land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen wie Äcker, Wiesen, Weiden, Wälder, Wege und Fluß- oder Bachläufe.

Erste schriftliche Aufzeichnungen  der Namen im Lösnicher  Raum gehen zurück bis ins Spätmittelalter.  Diese ersten Zeugnisse basieren auf dem  Althochdeutschen aus dem 8. bis 11. Jahrhundert, woraus sich die Schrift späterer Generationen entwickelte. In  einem alten  Lösnicher Lehnsbrief von 1495 treten erstmals Flurnamen in Erscheinung: „zwei Weingarten zu Neißen uf der Hoelen“  (vermutlich in der Umgebung von Lösnich) und eine Wiese genannt „der Brühl“ und ein Feld genannt „Langbusch“ in Renser Gemarkung (Rhens am Rhein). Ein Flur mit der Bezeichnung „Höhl“ und „In der Höhl“ befindet sich heute noch am Ende der Langfuhr oberhalb des Weges von Kindel nach Wolf gegenüber von Kröv.

Analyse zur Namensherkunft einzelner Flurnamen

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Herkunft so mancher Flurnamen bis in die frühe Besiedlungszeit zurückreicht. Einflüsse der Kelten, Römer und Germanen dürfen hier mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Wie auch die Entstehung der Wochentage zurückzuführen ist auf die Namen römischer und germanischer Gottheiten. Damals bereits bekannte Planeten wurden ebenfalls  mit diesen Gottheiten in Verbindung gebracht und nach ihnen benannt, wie z.B. Mars und Iupiter. Diese Namen standen bei den Römern auch Pate für die Namensgebung der Wochentage. So war der z.B. der Donnerstag der Tag des Iupiters, einem Göttervater, der zuständig war für Blitz und Donner. Die Germanen setzten ihn im 4. Jahrhundert (Quelle Wikipedia, Wochentage) gleich mit ihrer Gottheit Thor (Donar), woraus sich der Name Donnerstag entwickelte.  

FlurnameJahr der ErwähnungHinweis
Arbert1829Preußisches Urkataster
Ballai1529, 1536, 1675Weistümer und Lagerbuch der Reichsgrafen von Kesselstatt
Dierborn1536, 1675Weistum Lagerbuch der Reichsgrafen von Kesselstatt
Eichwiese1529, 1536, 1829Weistümer, Preußisches Urkataster
Eselsgarten1829Preußisches Urkataster
Försterlay1722Schenkungsakt
Galgenrecht529, 1536, 1829Weistümer, Preußisches Urkataster
Geisgen1829Preußisches Urkataster
Grubenrech1829Preußisches Urkataster
Hill1829Preußisches Urkataster
Irkelt1536, 1675Weistum Lagerbuch der Reichsgrafen von Kesselstatt
Langfuhr1829Preußisches Urkataster
Lust1829Preußisches Urkataster
Orgemund1529, 1536, 1829Weistümer, Preußisches Urkataster
Reben Geschell1529, 1536,Weistümer, Im Volksmund „Räubergeschell“
Seifenbach1529, 1675, 1829Weistümer, Preußisches Urkataster
Spergarten1829Preußisches Urkataster
Wittum1829Preußisches Urkataster

Im Laufe der Zeit veränderten sich auch die in der Regel von den Bauern mündlich weitergegebenen Flurnamen und erschweren damit auch die  Deutung ihrer ursprünglichen Herkunft. Grundsätzlich dienten die Bezeichnungen dazu, ein Flurstück innerhalb einer Gemarkung eindeutig zu identifizieren. Dabei geben sie häufig Hinweise zu ihrer landschaftlichen Beschaffenheit, ihre Nutzungsart oder zu den jeweiligen Eigentumsverhältnissen.

Eine frühe umfassende  Aufzeichnung bilden die „Weistümer“, welche die schriftlich  niedergelegten Rechtsvereinbarungen zwischen den adligen Grundherren und der ansässigen bäuerlichen Dorfgemeinschaft darstellten. Für Lösnich sind spätere Abschriften von Weistümern aus 1529, 1536 und 1716 dokumentiert, die auch eine Grenzbegehung der Lösnicher Herrschaft beinhalten.

Mit der Eingliederung des Moselraums in die Preußische Rheinprovinz wurde 1815 die bereits durch die Franzosen 1794 begonnene Landaufnahme  in Flure und Parzellen durchgeführt  und 1829 im Preußischen Urkataster dokumentiert. Diese Kartierungen bildeten die Grundlage für das heutige weiterentwickelte  Katasterwesen .  Das Urkataster mit seinen detaillierten Aufzeichnungen  zur Größe und Lage der Parzellen und ihrer Nutzungsart verbunden mit den Eigentumsverhältnissen bildete unter anderem die Basis für die Festlegung und Erhebung von Steuern, insbesondere der Gebäudesteuer.

Die historischen Benennungsmotive zu den Flurnamen basieren auf dem wie bereits erwähnt vor Ort geprägten mundartlichen Vokabular seit ihrer Entstehungszeit.  Das brachte auch mit sich, dass versuchte Eindeutschungen der Flurbezeichnungen bei den ersten schriftlichen katasteramtlichen Aufnahmen zu Fehlinterpretationen führten. So wurde in Lösnich aus dem  „Tongraben“  auch schnell einmal der neuzeitliche „Tanngraben“.

Dennoch bilden die seit dem Mittelalter bestehenden Flurnamen ein einzigartiges Zeugnis für Sprache und Erfahrungswelt der bäuerlichen Bevölkerung über viele Jahrhunderte hinweg.

Flurnamen und ihre zeitliche Einordnung

Die ersten schriftlichen Quellen von Flurbezeichnungen gehen zurück bis 1536.

Es folgen Aufzeichnungen aus den Jahren

1652, 1675, 1706, 1722 und 1829

Flurskizze von 1675 zur Lösnicher Herrschaft (linke Moselseite)

(Quelle Archiv der Reichsgrafen von Kesselstatt, Best. DK 5196, Stadtbibliothek Trier)

Spehrsbaumsleye
Falckenbergsleye
Klopsleye
Seiftengrab(en)
Usberg
Kirstberg
Callenberg
Schönenbergsgraben
Serrberg (Herrberg)
Martensberg
Pechterberg
Beim H.(eiligen) Häuschen
Baley

Flurskizze von 1675 zur Lösnicher Herrschaft (rechte Moselseite)

(Quelle Archiv der Reichsgrafen von Kesselstatt, Best. DK 5196, Stadtbibliothek Trier)

Markstein am Tonweg
Weiderech (Weidereich)
Am Paffenpaht
Auf schönen Driesch
Oberflor
Mittelflor
Kirchgrab(en)
Sabersgrab(en)
Zum Galgenrecht
Hollenweg
Auf der Steinkaul
Thierborn
Der Herrwalt
Gemeinwalt
Die Müllbach
Die Kaulen, die alle iahren renoviert werden
Die Kütz, worauf ein fiedrieft ist (4 Morgen groß)
Der Jungwalt auf Kluckert
Bungertsbach 
fullenbungert
Herrwiesen
Underflor
Burgacker
Eichwiesen
cunemer Hollweg
Hollenweg

Flure der Gemarkung Lösnich im Preußischen Urkataster von 1829

(Quelle Landeshauptachiv Koblenz, Außenstelle Kobern-Gondorf)

Linke Moselseite

Orientsmund
In der Ballai
Auf Petersberg
Am Heiligenhäuschen
Falkenbergslay
An der Försterlay
Bei der Klopslay
An der Seifenbach

Rechte Moselseite
Im Arbert
Erbertsgraben
Auf dem Bremelfeld
Blenderteich
Bei der Burg
Eichwiese
Im Eselsgarten
Auf der Hill
In der Feitenwiese
Oben am Heckgraben
An der Leimkaul
Bei den Johannesbäumen
Aufm Geisgen
Im Spergarten
I
n der Geiswiese
Galgenrech
Herrwald
Auf der Steinkaul
Gemeindewald
Grubenrech
Auf der Grub
Unterm Grubenrech
Irkelt
Flickrech
Auf der Kietz
Kirchengraben
Wingertsgraben
Aufm Löhn (Lehn)
Auf der Schul
Auf der Lust
In der Lust
In den vier Morgen
Hinterm Tongraben
Rebengeschell
Galgenrech
Unterm Orchwald
Auf der Schmitt
Aufm Staat
Aufm Wittum
Aufm Steckelsweg
Zehntfrei