Der Flur Auf der Hill befindet sich oberhalb der Eichwiese. Die beiden Flure treffen an der Dorfstraße von Lösnich nach Kindel auf der Lösnicher Seite der Gemeindegrenzen aufeinander. Die Gemeindegrenze bildet hier der Lösnich Arm der Böngertsbach, die im Bereich der Eichwiese in die Mosel fließt.
Der Name Hill findet sich auch andernorts häufig als Bezeichnung für Hügel und Anhöhe wieder. Ist hier ein eventuell eher unspektakulärer Zusammenhang gegeben? Nur kann beim Lösnicher Flur mit diesem Namen kein auffällige Erhöhung im Gelände festgestellt werden. 1675 trägt das Gebiet den Namen „Burgacker“, noch im 20. Jahrhundert wurde es als Kesselstattswies bezeichnet und gab somit nur einen Hinweis auf den letzten Besitzer aus der Reihe der ehemaligs adligen Grundherren.
Im regionalen Wortschatz wird das Wort „Hillig“ auch als anderes Wort für „Hochzeit“ verwendet. Eine weitere Möglichkeit wäre, das sich die Bezeichnung Hill ableitet von „heilig“. War hier einmal ein heiliger keltischer Bezirk? Dies würde einen Zusammenhang zu den benachbarten Flurnamen Gaisgen und Spergarten ergeben. Ein schutzwürdiger keltischer Raum, der durch die Speermänner (gaisati -> geisgen) im Spergarten -> Speergarten (umzäunter Raum) bewacht wurde?
Dieser Deutungsversuch kann noch weiter geführt werden. Der Weg von Lösnich aus dem Flur Am Geisgen kommend in den Flur „Auf der Hill“ setzt sich fort in der benachbarten Kindeler Gemarkung und trägt dort den Namen Mayweg. Der darüber liegende Flurbereich nennt sich „auf dem Mayweg“.
Maia, eine römische Göttin, die bei der Namensgebung für den Monat Mai eine Rolle gespielt haben soll, könnte hier durchaus mit der Namensgebung in Verbindung stehen. Im germanisch-keltischen Raum wurde Maia mit Göttin Rosmerta in Verbindung gebracht, die von Kaufleuten und Händlern als Spenderin reichen Gewinns verehrt wurde (Quelle Wikipedia, Maia, römische Mythologie). So passt es zusammen, dass auf dem Areal des ehemaligen römischen Gutshofs im Lösnicher Hinterwald, zu dem der Ausläufer des Mayweges letzendlich führt, auch ein römisches Heiligtum gestanden hat. Es bestand aus einem mit einer Schiefermauer umfriedeten Bereich mit einer Ausdehnung von ca. 29 x 28 Metern mit einen kleinen zentral gelegen 3 x 3 m großen Innengebäude, der Opferstätte. Welche Gottheiten hier verehrt wurden, konnte nicht festgestellt werden (Quelle Anastasias Moratis, Der römische Gutshof und das Gräberfeld bei Lösnich, Trierer Zeitschrift, Heft 26, herausgegeben vom Rheinischen Landesmuseum Trier, 2003). Möglicherweise gehörte ja auch Maia (Rosmerta) dazu. Auf dem römischen Siedlungsgelände auf der Höhe zwischen Koblenz und Waldesch wurde beispielsweise ein Tempel zur Verehrung von Merkur und Rosmerta freigelegt, der in seiner Bauweise mit der Lösnicher Anlage durchaus vergleichbar war.
Die bisher nächstgelegene Tempelanlage dieser Art befand sich auf der Höhe von Graach in der Gemarkung In der Staudt mit einem umfriedeten Bereich von 56 x 53 Metern und einem Innengebäude von ca. 6 x 7 Metern. Sie war vermutlich Göttin Minerva gewidmet, der Göttin des Handwerks (Quelle Artur Weber, Graach in Raum und Zeit, Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes, Band 47, 2006).
So kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine Verehrung der Göttin Maia (Rosmerta) im Lösnicher Hinterwald durchaus im Bereich des Möglichen liegt und mit ursächlich war für die Namensgebung des „Maywegs“. Für
Für einen Zusammenhang zu römischen Herkunftsquellen spricht zusätzlich, dass auf dem Weg zum Lösnicher Hinterwald oberhalb des Kinheimer Flurbereichs „Villenbungert“ eine römische villa rustica ihren Standort hopch über der Mosel hatte. Innerhalb der Mauerreste entdeckten die Archäologen in den 1970er Jahren auch die Skulptur eines römischen Weingottes mit Namen Sucellus. Der Verehrung von römischen Gottheiten war auch in der moselländischen Region allgegenwärtig.
So ließe sich auch ein lokaler Zusammenhang zwischen den Fluren Spergarten, Am Gaisgen, Auf der Hill und auf dem Mayweg zum keltisch römischen Heiligtung im Lösnicher Hinterwald, und zur Verehrung des Weingottes Sucellus in der Kinheimer Römervilla im Villenbungert konstruieren.
Wie bereits erwähnt zum Flur „Im Geisgen“, befindet sich weiter oberhalb des Flures Auf der Hill am Lauf der Böngertsbach der Flur „Im Arbert“ , der wie „Geis“ für eine keltische Tabuzone, einem möglicherweise sakralen Bereich stehen konnte (Quelle Wikipedia, Geis, Mythologie).