Die Schanze auf der Langfuhr

Etwa 180 m unterhalb der östlichen Ecke des ehemaligen römischen Landgutes im Lösnicher Hinterwald fällt am Graben der Kluckertsbach ein kleines Schanzensystem von 40 x 40 m auf. Es könnte sich hierbei um eine undatierte ehemalige keltische Viereckschanze handeln. Sie befindet sich an erhöhter Stelle am Eingang der Schlucht des vom Berg kommenden Baches.

Ortslage der Kindeler Schanze am Kluckertsbach auf der Langfuhr (Foto Jürgen Schmid)

Mittlerweile versperrt der dichte Baum und Buschbestand den früher wohl freien Blick von hier auf den Moselbogen von Kinheim bis Kröv.

Ortslage der Kindeler Schanze (Skizze Jürgen Schmid)

Heute wird der Schanzenbereich in Westostrichtung durchquert von einem alten noch erkennbaren Feldweg, der mittlerweile stark überwuchert ist. Der Kluckertsbach, der schon längere Zeit kein Wasser mehr führt, ist im Überquerungsbereich dieses Feldweges verrohrt. Oberhalb des Feldweges zur Bergseite ist das Bett des Bachlaufs in Teilen v-förmig mit hochkant stehenden Schiefersteinen befestigt und stößt direkt an eine Trockenmauer der Ostseite der Schanze.

Trockenmauer mit befestigtem Bachlauf (Foto Jürgen Schmid)

Der Zweck dieser Bachbettbefestigung an dieser Stelle ist nicht bekannt. Die Form der Befestigung ist eher üblich bei römischen Straßendecken. Ein Vergleichsmöglichkeit mit anderen ähnlichen Objekten dieser Art könnte womöglich zur Klärung beitragen, aber diese Bauweise scheint sehr selten zu sein. Ein Recherche in entsprechender historischer Fachliteratur führte bisher zu keinen Ergebnissen. Nur ein Teilstück des Flaumbachs im Strimmiger Berg (Hunsrück) zeigt ein ähnliches Muster im Bachbett. Im Tal der Flaumbach wurde Schieferbergbau betrieben. In Mittelstrimmig befand sich eine größere römische Straßensiedlung (vicus).

Bachbettbefestigung in einem Teilstück des Flaumbachs bei Strimmig (Foto Jürgen Schmid)

Eine weitere Trockenmauer befindet sich in westlicher Richtung etwa in der Mitte der Schanze im 90 Grad Winkel zu der Trockenmauer am Bachlauf. Sie endet an einem noch gut erkennbaren Wal, der etwa im 45 Grad Winkel von der südwestlichen Ecke der Schanze in die Mitte der Schanze führt.

Verfallene Trockenmauer im Innern der Anlage (Foto Jürgen Schmid)

In westlicher Richtung dieses auslaufenden Walls befindet sich in einer mit Schiefergeröll durchsetzten Senke ein Wasserpfütze, die auch in trockenen Zeiten noch Wasser hat.

Wall innerhalb der Anlage (Foto Jürgen Schmid)
Die Pfütze im Innern der Anlage (Foto Jürgen Schmid)

Oberhalb der Schanze befindet sich in westlicher Richtung ein noch gut sichtbarer Wall, der einige Meter über der vorbeiführenden Straße mit einer Felsnase endet. Den Abschluss des Walls bildet hier eine kleiner Trockenmauerbereich oberhalb der Felsennase.

Trockenmauer am Abschluss es westlichen Walls (Foto Jürgen Schmid)
Links vorbei an dem vom Berg kommenden Feslvorsprung führt ein alter Weg in den Innenbereich der Schanze (Foto Jürgen Schmid)
Wall in Richtung Kindel im Hang nach unten laufend (Foto Jürgen Schmid)

Der Seitenwall in südlicher Richtung, der mit Gefälle hinunter zum Bachlauf führt, ist schon stark beeinträchtigt aber noch im Hang als Überhöhung erkennbar.

Erkennbare obere Wallreste vm Kluckertsbach Richtung ansteigenden Hang (Foto Jürgen Schmid)

Über die ehemalige Funktion dieses Schanzensystem ist nichts weiter bekannt. Obwohl durchaus gut erkennbar, findet sie sich dennoch in keiner historischen Karte berücksichtigt, wie beispielsweise im Preußischen Urkataster von 1829. Noch in den 1960er Jahren grenzten die Weinberge and die Schanze, die aber selbst nie als Weinanbaufläche genutzt wurde. Denkbar wäre, dass die Schanze als Stützpunkt zum Schutz und Kontrolle eines Moselübergangs (Furt) unterhalb der Schanze gedient haben könnte.

Eine weitere Auffälligkeit bildet der relativ feine Schieferabraum, der sich im ehemaligen Bachlauf an der Schanze, aber auch im gesamten vorausgehenden Bereich des Kluckertbaches befindet.

Schieferabraum im ausgetrocknetem Bachbett der Kluckertsbach (Foto Jürgen Schmid)

Bekannt ist, dass im Umfeld der Kluckertsbachschlucht zu früheren Zeiten in der Gemarkung „Höhl“ Schiefer auch für den Hausbau abgebaut wurde. Auch die Kelten könnten hier bereits Bergbau betrieben haben.

Die Mauerwerke der Gebäude des ausgedehnten römischen Landgutes im nahegelegenen Lösnicher Hinterwald bestanden zum großen Teil aus Schiefer. Er war hier vor Ort im Umfeld des Kluckertbaches reichlich vorhanden.

Ausschnitt eines Schieferfelsen im Nahbereich des römischen Landgutes mit Abbauspuren (Foto Jürgen Schmid)

Bekannt ist auch, dass die Römer neben roten Tonziegeln bereits Dachziegel aus Schiefer herstellten und verwendeten. So kann es auch durchaus sein, dass sie im Tal des Kluckertbaches „Schieferlayen“ sozusagen industriell produzierten und damit Handel betrieben. Durch die günstige Lage an der Mosel stand auch ein geeigneter Transportweg für den überregionalen Handel zur Verfügung. So sprechen Teophil Schweicher und Manfred Weishaar 2010 in der Boschüre des Besucherbergwerks Fell 2010 vom „Dachschiefer als Wellblech der Römer“. Das bearbeitete Leienstück hatte ein sechseckige Ausführung bei einer Breite von 35 cm und einer Dicke von bis zu 2 cm. Zur Befestigung war es mit einem konischen Loch versehen (Quelle Teophil Schweicher und Manfred Weishaar, Der Trierer Dachschieferbergbau, Eigenverlag der Gemeinde Fell, 2010).

An der Kluckertsbach wurden bereits von den Römern und im 18. Jahrhundert auch von den Sponheimern Wassermühlen im oberen Bereich des Baches unweit des ehemaligen römischen Landgutes betrieben.

Ein möglicherweise mit der Schanze in Verbindung stehende Trockenmauer befindet sich kurz oberhalb des ersten Weges oberhalb der Schanze. Sie entspricht im Aufbau den Trockenmauern aus dem Schanzenbereich.

Trockenmauer oberhalb des Weges im Hang nach oben führend (Foto Jürgen Schmid)
Struktur der Trockenmauer im Kurvenbereich oberhalb des aus Kindel kommenden Waldweges (Foto Jürgen Schmid)

Ein vergleichbares Bild zeigt sich im Flaumbachtal bei Mittelstrimmig. Die Flaumbach mündet bei Treis-Karden in die Mosel. Im Bereich des Strimmiger Berges sind dort noch heute die Spuren des Schieferabbaus (alte Stollen) gut sichtbar und die Gechiebesituation (Schieferabraum) im Bachlauf stellt sich dar wie in der Kluckertsbach bei Kindel.

Schiefergeschiebe im Flaumbach bei Mittelstrimmig (Foto Jürgen Schmid)

Die Hochphase des Schieferbergbaus und der Bau der Stollen wird hier ins frühe 18. Jahrhundert datiert. Aber auch wie in Lösnich und Kindel, haben in Mittelstrimmig die Römer ihre Spuren hinterlassen. Hier befand sich nachweislich eine größere römische Siedlung (vicus) an der römischen Verkehrsstraße von Treis-Karden in Richtung Kirchberg, die auf die römische Fernverkehrsstraße von Bingen über Wederath (Belginum) nach Trier führte (Quelle Webseite der Gemeinde Mittelstrimmig). In Wederath zweigte ein römische Fernstraße über Longkamp auf die Zeltinger Höhe ab. Über diese Fernverbindung hatte das römische Landgut im Lösnicher Hinterwald Zugang zum Straßennetz des Römischen Reiches.

In Mittelstrimmig stieß man auch noch auf ehemalige römische Grabgärten, die frei besichtigt werden können.

Ehemalige römische Grabgärten in Mittelstrimmig (Foto Jürgen Schmid)