Die Herrengasse, im preußischen Gebäudesteuerbuch von 1910 als „Herrenstraße“ aufgeführt wurde in Lösnicher Mundart mit „Heere- oder Häregas“ bezeichnet. Eine kleine Besonderheit zeigt sie im Straßenverlauf. Wie auch die benachbarte Fischergasse und auch die Breite Straße teilt sie sich auf ihrem Weg von der Hauptstraße zum Gestade in zwei Arme, so dass sie die Form eines „Y“ bildet.
Wie es zur Namensgebung „Herrengasse“ gekommen sein könnte:
- „De Heer“ oder Herr war im Mittelalter der adlige Grundherr der Herrschaft Lösnich.
- Der örtliche Pastor wurde in der Regel auch gerne als „de Heer“ bezeichnet.
- Das Patronat der Lösnicher Pfarrei St. Vitus gelangte 1252 durch eine Schenkung an den „Deutschherrenorden“ und verblieb bei ihm bis 1803.
Aber auch folgende These bietet sich an. „Heer“ könnte auf einen mitlitärischen Zusammenhang verweisen. So ist auch andernorts gelegentlich eine „Heerstraße“ zu finden, die in der Regel eine breiter angelegte Straße für „Heeresbewegungen“ darstellte. Diese Straßen hatten ihren Ursprung in ehemaligen römischen Militärstraßen.
Ein Blick in die römische Zeit Lösnichs erlaubt noch einen weiteren Deutungsversuch. Die mundartliche Artikulation des Straßennamens „Herr, Heer oder Här“ ließe sich in Verbindung bringen mit dem lateinischen Verb „haerere“, das zum Einen soviel bedeutet wie „hängen oder stecken bleiben“. War die „Häregass“ schon bei den Römern eine Straße oder ein Weg, auf der oder auf dem man aus irgendwelchen Gründen auch mal stecken blieb? Zum anderen wird „haerere“ aber auch in der Bedeutung „an etwas hängen“ oder von etwas nicht los kommen verwendet. Das würde durchaus zur Form der Straße passen, die im unteren Abschnitt zweigeteilt ist.
Am Wahrscheinlichsten scheint jedoch die Herleitung im Zusammenhang mit einer ehemaligen römischen Militärstraße. Eine Straße, die vom Moselufer durchs Dorf zur „Sperr- oder Spergartenstraße“ führt, die ihrerseits weiter führt zum ehemaligen römischen Gutshof im Lösnicher Hinterwald, von wo es zur Fernverbindungsstraße der Römer über die Höhen bei Graach und Bernkastel Richtung „Belginum“ beim heutigen Wederath ging, einer ehemals größeren römischen Ansiedlung (Quelle Heinz Cüppers, Die Römer in Rheinland-Pfalz, Konrad Theis Verlag, 1990).
Historiker vermuten, dass eine Straße vom römischen Landgut im Hinterwald direkt nach Lösnich ins Tal führte, um hier die Mosel über eine Furt zu überqueren. Auf der gegenüberliegenden Moselseite führte direkt ein alter Weinbergsweg in den sogenannten „Königsweg“ in Kinheim. Durch die Dorfmitte führt er auf die Kinheimer Höhe und stellt eine direkte Verbindung nach Kröv dar, wie auch zur ehemaligen „Römerstraße“ auf dem Bergrücken über Kinheim hinweg in westlicher Richtung.
Das „Durchschreiten“ der Mosel zu Fuß war in römischer Zeit bei einer für damals angenommenen Wassertiefe von nur rund 80 cm durchaus kein Problem. Noch 1903 wird die Durchschnittliche Wassertiefe der Mosel mit 85 cm angegeben. Erst die Moselkanalisierung von 1964 vertiefte die Schifffahrtsrinne auf 2,50 m bis 3 m. (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Moselkanalisierung ). 1955 wird die Wassertiefe mit 1,50 m angegeben. Nach einem Augenzeugenbericht aus Lösnich reichte 1959 eine „kurze Hose“, um die Moselseite zu wcchseln.