Im Bereich des Lösnicher Hinterwaldes unmittelbar im Bereich der rechten Seite des Kluckertbaches wird in der Herbst- und Winterzeit wegen des dann geringeren Laubbestandes der Blick frei auf einen alten Hohlweg. Diese Wege sind Altwege, die in ihrer Entstehung weit zurückreichen können. Allgemein werden sie ins späte Mittelalter datiert, sie können aber auch aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit stammen. Sie sind in den heimischen Wäldern weit verbreitet und sind auch in den Gemarkungen der Nachbargemeinden Kindel, Wolf und Zeltingen noch an verschiedenen Stellen erkennbar.
Sie befinden sich häufig in hangigem Gelände und vertieften sich durch fortwährendes Befahren in den Waldboden. Der sich lösende Boden wurde einerseits durch Niederschläge, aber auch durch die Räder der Fuhrwerke selbst talwärts befördert. Dieser Vorgang setzte sich zum Teil über Jahrhunderte fort. Nachdem sie in der Neuzeit immer weniger genutzt wurden, verfüllten sie sich mehr und mehr und das Laub der Bäume leistet sein Übriges, dass diese alten Hohlwege in ihrer ursprünglichen Funktion kaum noch als solche wahrnehmbar sind.
Oft finden sich mehre Hohlwege nebeneinander und bilden ein gefächertes Wegbündel. So auch in Lösnich. War ein Weg zu ausgefahren und nicht mehr benutzbar, wurde in unmittelbarer Nähe oft parallel eine weitere Fahrstrecke angelegt. Einen Grund für die Teilung der Wege kann auch darin bestanden haben, dass zumindest ein Weg für die Bergfahrt dienen musste (Quelle Klaus Sippel, Archäologie im Wald, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Hrsg. Landesbetrieb Hessen-Forst, Kassel 2005). Man kann wohl davon ausgehen, dass ein „Gegenverkehr von zwei Fuhrwerken“ in diesen Hohlwegen nicht vorgesehen war.
Offen bleibt die Frage, was in diesem Bereich rechts des Kluckertbaches unweit der ehemaligen Lösnicher Römersiedlung zu einem Verkehrs- und Transportaufkommen führte, dass in der Folge diese Hohlwege entstehen ließ. Reichen sie vielleicht zurück bis in die keltisch-römische Zeit? Auf modernen Karten, die sich die sogenannte Lidar-Technologie zur Darstellung von Oberflächenstrukturen zunutze machen, wird am gegenüberliegenden Ufer des Kluckertbaches Richtung Lösnicher Kietz ein großflächiges Pingenfeld erkennbar. Pingen waren trichterförmige Kleingruben, die schon beim keltischen Eisenerzabbau den Standard des Abbauverfahrens bildeten. Wurden hier eventuell die geförderten Erzvorkommen zu Verarbeitungsstätten ins Tal gebracht?
Zwei Wege wurden bereits in einer Karte der Reichsgrafen von Kesselstatt aus dem Jahre 1675 als Hohlwege gekennzeichnet. Zum einen der „Cunemer Hollweg“, der Lösnich kommend sich über Kindel mit einem Weg aus Kindel kommend vereinte und über den Rübenberg zum Kluckert führte, heute vorbei am alten Lösnicher Wasserhäuschen in Richtung Wolfer Kloster und von dort nach Wolf.
Zum anderen ein Weg im Bereich des heutigen Weges „Am Gaisgen“ und der „Sperrgarten Straße“ hinauf in die Gemarkung „In der Lust“ und „Im Grubrech“. Durch Umgestaltung des Flurwegenetzes bei der Flurbereinigung Ende der 1970er Jahre ist dieser Weg heute nicht mehr vorhanden und auch sein ehemaliger Verlauf nicht mehr erkennbar. Vielleicht erinnert noch ein dazu weiter westlich verlaufender ehemaliger Bergweg aus dem Dorf führend mit seiner Bezeichnung „Hohlweg“ an diesen alten Weg. Dieser trug bereits im Kataster von 1829 diesen Namen.
Der heute noch vorhandene Abschnitt eines alten Hohlwegs von Lösnich und Kindel zum Kluckert verläuft parallel zum heutigen Feldweg und ist im oberen Bereich sehr ausgeprägt. Der Bodenbereich ist zum Teil stark mit Geröll und Steinen übersät. Im Übrigen ist er im Sommer durch eine üppige Vegetation nicht mehr so leicht erkennbar. Im Volksmund war er früher auch als „Eselsweg“ bekannt, der auch zu einer ehemaligen römischen Mühle am Kluckertsbach und das dazugehörige römische Landgut führte. Wohl an gleicher Stelle wurde auch noch im 18. Jahrhundert von den Sponheimern (Kröver Reich) eine Wassermühle betrieben. So scheint dieser Bergweg vermutlich schon seit der Römerzeit eine wichtige und stark genutzte Transportroute vom römischen Landgut ins Moseltal gewesen zu sein. Er endete in Lösnich im ab 1829 als Eselsgarten dokumentierten Flurbereich östlich der Untergasse.
Hinzu kommt, dass der Weg auch noch an einer zweiten römischen „villa rustica“ in der heutigen Kindeler Gemarkung „Villenbungert“ oberhalb des Ortes vorbeiführte. Stellte der Weg auch einen wichtigen Verbindungsweg zwischen diesen beiden Landgütern dar? Eine weitere römische Villa soll auf dem Gelände des Lösnicher Friedhofs gestanden haben, wie bisherige Fundobjekte vermuten lassen.
Der genannte Hohlweg über der Ortslage Lösnich könnte ein alter Transportweg aus dem wahrscheinlich schon seit keltischer Zeit bergbaulich genutzten Flurbereich „Grubenrech“ gewesen sein. In seiner Verlängerung führt der heute noch so bezeichnete Hohlweg über die Hauptstraße in die Breitestraße, die ihrerseits verlängert bis ans Moselufer führt und dort früher in Form eines Fährkopfes in der Mosel endete. Das könnte bedeuten, dass dieser alte Weg eine besondere Funktion innehatte. Es ist wohl auch der einzige Weg im Dorf, der sogar einer Familienlinie zum Beinamen „die Hohlwegs“ verhalf.
Das Gelände des Lösnicher Hinterwaldes mit seinem Wegenetz im Umfeld des Kluckertbaches und des ehemaligen römischen Landgutes bietet noch weitere interessante Auffälligkeiten. So ragt das Territorium des Hinterwaldes als Geländezunge in die Gemarkung Wolf hinein und überschreitet hier die Kluckertsbach, die hier als natürliche Grenze bei der Landaufteilung während der fränkischen Landnahme beginnend im 5. Jahrhundert hätte genutzt werden können.
Dies scheint jedoch so nicht geschehen zu sein. Möglicherweise spielte das in dieser Zeit sicher noch gut sichtbare Ruinenfeld eines verlassenen römischen Hofes eine Rolle. In Gemarkungsbeschreibungen der späteren Herrschaft Lösnich erscheint dieses Gelände mit der Bezeichnung „Kriegswiese“. Desweiteren ist ein Teil des Weges, der von der Lösnicher Kietz kommend die Kluckertsbach überquert und oberhalb des Hinterwaldes vorbei am Gelände des ehemaligen Landgutes Richtung Wolf führt, kurz hinter der Kluckertsbach mit hochkant gestellten Schiefersteinen befestigt.
Der Wegrand zeigt an dieser Stelle starke Abnutzungsspuren im Belag, der durch die Räder der Fuhrwerke verursacht worden sein könnte. Dies auch ein besonderes Merkmal alter Römerstraßen. Die Spurbreite der Holzkarren der Römer betrug in der Regel 1,20 Meter. Handelt es sich hier vielleicht um einen befestigten Weg, der Teil einer Zufahrt zum Landgut war?
Die Befestigung des Weges ist heute leider nicht mehr sichtbar, da der Weg in den letzten Jahren mit einem neuen Belag überzogen wurde.
Die Hohlwege im Grubenrech
Ein kleineres aber noch gut erkennbares Hohlwegsystem befindet sich im alten Flur Galgenrech unmittelbar unterhalb des alten Schießstandes. Noch in den 1960ern führte dort der „Schöne Wanderweg“ vorbei und eine Ruhebank lud den Wanderer zum Verweilen ein, wo er mit einer tollen Aussicht ins Moseltal belohnt wurde.
Unterhalb dieses Hohlwegs befindet sich talwärts eine ausgedehnte stark schieferhaltige Schutthalde, möglicherweise bestehend aus Resten alter Abbauvorgänge. Aus diesem Flurbereich könnten die beschriebenen Hohlwege hinunter in Dorf geführt haben.
Hohlwege im Wolfer Wald
Ein weit verzweigtes Hohlwegsystem befindet sich in der Verlängerung des bereits beschriebenen Waldweges, der über die Kietz aus Loesnich kommend über den Kluckertsbach vorbei am Lösnich Hinterwald am ehemaligen römischen Landgut vorbei führt.
Im Wolfer Fieberod mündet er in den Höhenweg Richtung Wolfer Kloster. Kurz vor dieser Einmündung verzweigen sich mehrere recht tiefe Holwegspuren bergwärts in den genannten Flur „Fieberod“ Richtung Lösnicher Hinterwald.
Warum es hier zu dieser beachtlichen Ansammlung und Verzweigung von Hohlwegen kam, ist offen. Spielte auch hier der eisenzeitliche Bergbau der Kelten eine Rolle, oder auch ein extensiver Warentransport vom römischen Landgut in Richtung Wolf hinunter ins Moseltal Richtung Traben-Trarbach?