Am Lösnicher Ortseingang von Kindel kommend trägt der Flur unterhalb der Hauptstraße bis zur Mosel die Flurbezeichnung „Eichwiese“. Ein auf den ersten Blick eher ungewöhnlicher Name für einen Gemarkungsbereich direkt am Moselufer.
Der Flurname Eichwiese wird schon in einer Beschreibung der Gemarkung der Herrschaft Lösnich 1536 erwähnt (Weistum) und erscheint auch in einer Abbildung des Herrschaftsbezirks 1675.
Eine naheliegende Möglichkeit zur Herkunftsdeutung des Flurnamens könnte sich aus den Wortteilen Eiche und Wiese ergeben. Da sich dieser Flurbezirk jedoch auf das Moselufer an der Grenze zu Kindel bezieht, sind berechtigte Zweifel angesagt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass hier einmal der Standort von Eichen gewesen sein könnte.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass „Eich“ bzw. eichen auf das alte mittelhochdeutsche altfränkischen Wort „ichen“ zurückzuführen. Dieses hat sich entwickelt aus dem spätlateinischen „aequare (aequus = gleich) und bedeutet, etwas mit der Norm vergleichen und in Einklang bringen (z.B. Kalibrieren von Meßgeräten, wie Waagen und Gefäßen). Denkbar wäre, dass hier beim Transport oder der „Moselverschiffung“ von Waren die Überprüfung der Maße z.B. der benutzten Behältnisse erfolgte. Schon die Römer, die im Lösnicher Hinterwald einen großen Gutshof betrieben wie auch einen kleineren im Kindeler Flur im heutigen „Villenbungert“ werden die Mosel wie bereits in dieser Zeit üblich für den überregionalen Transport ihrer Erzeugnisse intensiv genutzt haben.
Die wahrscheinlichste Herleitung jedoch ergibt sich aus Möglichkeit, dass sich im Bereich der Eichwiese der vermutete Moselübergang der Römer befunden haben könnte. Ein Handels- und Transportweg vom ehemaligen römischen Landgut im Hinterwald vorbei an der Römervilla im Villenbungert hinunter zur Mosel bei Lösnich, wo über eine wie bei den Römern übliche hölzerne Brückenkonstruktion die Mosel überquert wurde und der Weg weiter durch Kinheim einmal über die Kinheimer Höhe nach Kröv und Richtung Kinderbeuern führte, oder direkt quer den Hang hoch Richtung Erdener Berg zum Weg nach Kinderbeuern. Diese Römerbrücken waren so konstruiert, das hölzerne Pfosten (aus Eiche) als Pfeiler in den Boden und das Flussbett gerammt wurden. Ein Beispiel bildet die von Caesar 55 v. Chr. in nur innerhalb von 10 Tagen bei Neuwied-Engers über den Rhein gebaute hölzerne Brücke.
Stießen die fränkischen Lösnicher in der „Eichwiese“ am Moselufer immer wieder auf antike Eichenpfosten, die von dieser Römerbrücke oder ihrem wahrscheinlich mitlitärisch gesichertem Brückenkopf stammten, die sie aber nicht einordnen konnten?
Wenn auch die Römer die Mosel mit geeigneten Schiffen als Wasserstraße benutzen, kann hier eine sehr geringe Wassertiefe angenommen werden. Beträgt die heutige Fahrrinne seit der Moselkanalisierung 1964 eine durchschnittliche Tiefe von 2,50 bis 3 m, so war die Wassertiefe 1903 noch mit 85 cm angegeben. Die Preußische Regierung hatte zur Verbesserung der Schiffbarmachung der Mosel diese Wassertiefe als Ziel gesetzt und insbesondere diese zwischen 1830 und 1850 Buhnen bzw. Kribben algegen lassen, die von beiden Seiten mit leichtem Winkel gegen die Fließrichtung für eine erhöhte Fließgeschwindigkeit und Vertiefung des Flußbettes sorgten. Ab 1841 verbreitete sich auch die Dampfschiffahrt auf der Mosel. 1938 bis 1955 betrug die Mindestwassertiefe der Mosel bereits 1,50 Meter. Erst mit Kanalisierung der Mosel und Anlage der 10 Staustufen von Trier bis Koblenz erreichte man ein Schiffahrtsrinne von 40 m Breite und 2,50 m Wassertiefe.
Wenn man in römischer Zeit von einer Wassertiefe der Mosel unter 80 cm ausgeht, so war eine „Überbrückung der Mosel“ mit einer Holzkonstruktion“ zwischen Lösnich und Kinheim-Kindel durchaus denkbar. Die hier zahlreich beidseitig angelegten Kribben zeugen davon, dass auch hier eine geringe Wassertiefe mit geringer Fließgeschwindigkeit vorlag. Ältere Bürger können sich noch daran erinnern, dass man bei normalem bzw. niedrigen Wasserstand durch die Mosel gehen konnte, wobei das Wasser nur bis unter den „Bauchnabel“ reichte. Im trockenen Jahr 1959 reichte bereits eine kurze Hose, um auf die andere Moselseite zu kommen.