Die Ortsnamen im moselländischen Raum sind in der Regel auf keltischen, römischen und fränkische Siedlungnamen zurückgeführt werden.
Ortsnamen mit der Endung –nig, -nich sind überwiegend keltisch-römischen Ursprungs.
Für Lösnich wäre so die Herleitung aus Lös-nich, Losun-iacum (lat.) Besitz des Los eine typische Variante. Es sind aber auch die Namen Loncetum und Lukesinga in den Quellen zu finden, die ebenfalls auf römischen Ursprung deuten.
Ortnamen, die mit –heim enden, werden in der Regel als fränkische Gründungen eingeordnet (ab. dem 6./7. Jahrhundert), so zum Beispiel Kinheim oder Minheim.
Der Ortsname Lösnich tritt früh in Erscheinung im Namen des ortsansäßigen Rittergesschlechts, der Herren von Lösnich. Hier variert die Schreibweise im 13. und 14. Jahrhundert, jedoch eher geringfügig.
So siegelt 1237 ein Hermanni de Lussenich in einem Dokument der Abtei Himmerod. Dies ist die erste schriftliche Quelle, die den Namen „Lussenich“ bereits im 13. Jahrhundert belegt und dokumentiert. (Quelle Urkunde N31, Stadtbibliothek Trier).
Als sehr interessant könnte sich hier der Namensanteil „Lusse“ erweisen. In den französischen Vogesen gibt es einen Ort namens Lusse. Die Siedlung wurde von Mönchen des nahegelegenen Klosters Saint Die gegründet, die den Ort dann Lucila nannten. 1249 zählte der Ort ca. 2000 Einwohner. Hier wurden Blei, Kupfer und Silber in Minen abgebaut. Heute leben nur noch gut 400 Bewohner in Lusse.
Lucila hat sich wohl gebildet aus Lucia. Der Name ist bekannt geworden durch die Hl. Lucia von Syrakus, einer Märtyrerin aus dem 4. Jahrhundert. Er leitet sich ab aus dem lateinischen „lux“ für Licht. Lucia heißt also die Leuchtende, das Licht, oder die das Licht Tragende. Die männliche Variante des Namens ist Lucius. An die Hl. Lucia wird in Skandinavien am 13. Dezember noch heute das Lichterfest oder Luciafest gefeiert. Dabei trägt eine junges Mädchen, gekleidet in Weiß einen Lichterkranz auf dem Kopf. Der Legende nach soll die Hl. Lucia einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf getragen haben, um die Hände frei zu haben, wenn sie verfolgten Christen in Kellern und Gängen unter der Stadt zur Hilfe kam.
Ein Zusammenhang zum Erzabbau besteht darin, dass z.B. schon die Kelten bei dieser Arbeit in dunkle Gruben und Höhlen herabstiegen und Leuchten trugen zum Beispiel aus Kienspänen, oder auch Öllampen, um das benötigte Gestein zu fördern oder aus dem Fels zu schlagen. Steht damit Lusse für die „Lichttragenden“ bei der Bergmannsarbeit zur Gewinnung der benötigten Erze unter Tage? Das in Lösnich ebenfalls die Kelten und Römer Eisenerze und vielleicht auch Kupfer gefördert haben, ist sehr wahrscheinlich. Der Flur „In der Grub“ könnte daran erinnern.
Ein weiterer Zusammenhang könnte möglich sein durch die Namensgebung des Flurbereich „Reben(er) Geschell“. Reben(er) könnte auf einen „kriechende“ Tätigkeit hinweisen (urspünglich krochen die „Reben“ über den Boden. „Schelle ist eine alte Begrifflichkeit aus dem Bergbau und bezeichnete historische „Grubenlampen“.
So besteht auch die Möglichkeit, dass der Ortsname Lösnich (Lussenich) wie Lusse in Frankreich sich aus der Tradition des antiken Bergbaus der Kelten und Römer gebildet haben könnte.
Folgt der Name Lussenich alleine der Herkunftsregel der –ich oder (i)acum Endung im keltisch-römischen Umfeld, dann bezeichnet der Ortsname den Führer oder Besitzer einer Ansiedlung des Lusse, lateinisch des Lucius. Bringt man dieses Anwesen mit der römischen Landgut im Lösnicher Hinterwald in Verbindung, so wäre das eine denkbare Variante.
Aufgrund der Besiedlungsgeschichte des Mosellandes sind die sprachlichen Einflüsse der Kelten, Römer, Germanen und Franken in zeitliche Abfolge, aber auch in zeitlichem Nebeneinander für die Entwicklung des Ortsnamens verantwortlich.