Die Lösnicher St. Vitus Reliquie

Die Lösnicher Pfarrkirche ist dem Schutzheiligen St. Vitus geweiht, dessen Gedenktag am 15. Juni gefeiert wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt das Patrozinium aus der Benediktiner Abtei Mönchengladbach, der ehemaligen Patronatsinhaberin der Pfarrkirche Lösnich im 13. Jahrhundert. Von dort soll auch die Reliquie des Heiligen nach Lösnich gekommen sein.

Reliquienmonstranz mit St. Vitus Reliquie (Foto Jürgen Schmid)

Als erster bekannter Patronatsinhaber tritt jedoch der  Cassius Stift in Bonn 1131 in Erscheinung. Ihm folgte 1182 die Reichsabtei St. Maximin der Benediktiner inTrier. Von hier gelangte es in den Besitz der Benediktinerabtei in Mönchengladbach, deren Gründung in das Jahr 974 zurückgeht. Für 900 Kölnische Mark verkaufte Mönchengladbach das Patronat 1241 an den Grafen Heinrich von Sayn und seine Gemahlin Mechthild. Durch eine Schenkung von Mechthild von Sayn ging es 1252 über in die Hand des Deutschen Ordens und verblieb dort bis 1794. Die Reliquien des St. Vitus gelangten bereits 836 vom Kloster St. Denis bei Paris, das auch Grabstätte fränkischer Könige war nach Corvey an die Weser, möglicherweise auch direkt nach Gladbach. Es wird jedoch vermutet, dass schon vorher eine Verbindung zur Verehrung des Hl. Vitus bestanden hat und sich die Reliquien bereits vor der Klostergründung hier befunden haben.

St. Vitus war auch der Stammespatron der Sachsen und des ottonischen Königshauses. Erzbischof Gero von Köln, der selbst gebürtiger Sachse war hat 974 die Abtei in Mönchengladbach gegründet und Mönch Sandrad von St. Maximin (Reichsabtei in Trier) als ersten Abt der neuen Gemeinschaft eingesetzt.

Sandrad war ein Vertrauter von König Otto I. und Beichtvater von dessen Gemahlin Adelheid. Der Legende nach sollen Gero von Köln und Mönch Sandrad aus Trier den Ort für die Gründung des Klosters auf dem Abteiberg in Mönchengladbach an dieser Stelle bestimmt haben, da sie bei der Begehung des Areals unter einem Stein die Reliquien des Hl. Vitus, Cornelius, der Hl. Barbara und weiterer Heiliger gefunden haben. Dies hätten sie als Zeichen gedeutet, dass hier der richtige Platz für die Klostergründung sei. Sie stellten die neue Abtei unter den Schutz der Gottesmutter Maria und den Heiligen Vitus. An gleicher Stelle soll bereits die alte „Balderichkirche“ gestanden haben, ein Vorgängerbau aus der Zeit Kaiser Karls des Großen 747 bis 814 (Quelle Wikipedia, Mönchengadbacher Münster).

Der Umstand, dass sich unter den früheren Besitzern des Patronats der Lösnicher Pfarrkiche St. Vitus einmal die Benediktiner Abtei St. Maximin in Trier und die Abtei des gleichen Ordens in Mönchengladbach mit ihrem Schutzheiligen St. Vitus befanden haben, lässt vermuten, dass auch das Lösnicher St. Vitus Patronat hier seinen Ursprung hat und die St. Vitus Reliquie von Mönchengladbach nach Lösnich kam. Noch 1928 bestanden Beziehungen zu Mönchengladbach, wie in der Festschrift zum Lösnicher Sängerfest von 1928 deutlich wird. Im Ehren-Festausschuss wurde ein Severn aus Mönchengladbach aufgeführt und in der Liste der teilnehmenden Gruppen des Festumzugs ein Männerquartett aus Mönchengladbach erwähnt.

Übersicht der Patronatsinhaber der Pfarrei Lösnich

  • 1131 Cassius Stift Bonn (gegründet Ende des 7. Jh. in Bonn)
  • 1182 Reichsabtei der Benediktiner St. Maximin Trier
  • vor 1241 Benediktinerabtei Mönchengladbach (gegründet 974)
  • 1241 Graf Heinrich von Sayn
  • 1252 – 1795 Deutsche Orden Kommende Beckingen

Aus der Reihenfolge der Patronatsinhaber lässt sich schließen, dass ein ebenfalls für Lösnich genanntes Markus Patronat als Vorgängerpatronat als durchaus realistisch eingestuft werden kann. Berücksichtigt man, dass die Abtei in Gladbach bereits 974 gegründet worden war, aber das Lösnicher Patronat erst nach 1182 von St. Maximin in Trier nach Gladbach übergegangen war und die Kirche in Lösnich schon 1066 existierte, so könnte es erklären, dass erst mit dem Patronatsübergang nach Mönchengladbach nach 1182 das St. Vitus Patronat in Lösnich auftrat und möglicherweise ein früheres Patronat St. Markus in Lösnich abgelöst hat. 

Über St. Vitus

Er wurde in Mazara auf Sizilien als Sohn des römischen Senators Hylas geboren und verstarb um 304 nahe Santa Cecilia bei Eboli mit seinen Begleitern,  der Amme Crescentia und seinem Lehrer Modestus als Märtyrer.

St. Vitus im Ölkessel ehemals am Hauptaltar der alten Pfarrkirche von 1879 (Foto Jürgen Schmid)

Schon im Alter von 7 Jahren werden im Wunder zugeschrieben. Sein Vater versuchte immer wieder, ihn mit Gewalt vom christlichen Glauben abzubringen, aber es sollte ihm nicht gelingen. Ins Gefängnis geworfen und gefoltert, einem Löwen zum Fraß vorgeworfen, der ihn aber auf wunderbare Weise verschohnte und schließich in einen heißen Ölkessel gesteckt überlebte er mit seinen Betgleitern immer wieder, bis sie 304 von Engeln nach Eboli in Lukanien gebracht wurden und dort sanft entschliefen (Quelle Oekumenisches Heiligenlexikon). Hier wurden sie auch beigesetzt. Dies ereignete sich während des Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian, der 303 n. Chr. die letzte und brutalste Welle der Christenverfolgung von seiner Residenz in Nikomedia (heute Izmit/Türkei) in Kleinasien leitete. Nikomedia lag etwa 50 km nordöstlich vom heutigen Istanbul.

Weitere St. Vitus Darstellungen mit Ölkessel Motiv in Lösnich

Statue auf der linken Seite des Lösnicher Hauptaltars.

St. Vitus Darstellung mit Ölkessel am Hauptaltar der Lösnicher Parrkirche

St. Vitus Darstellung auf einem Wegekreuz in Lösnich Mitte aus dem Jahre 1721.

Wegekreuz Lösnich mit St. Vitus im Ölkessel Darstellung von 1721 (Foto Jürgen Schmid)

Gemarkungsbezeichnung

Auch eine Gemarkung des Lösnicher Flurs könnte eine Bezug zum Patrozinium der Pfarrkirche haben. Sie trägt den Namen Feitenwiese. Der Flur grenzte 1829 westlich an den Hohlweg oberhab des Dorfes. Möglicherweise leitete sich die Bezeichnung ab aus der alten Namensversion Veit für Vitus, wie sie beispielsweise auch durch den Prager Veitsdom bekannt ist. Die Flurbezeichnung exisiert noch heute.