Auswanderer

Lösnicher Auswanderer von 1846 bis 1882

Die Krise des Napoleonischen Reiches nach dem gescheiterten Rußlandfeldzug 1812/13 machte sich auch im  Moselraum bemerkbar. Die französischen Beamten flohen schließlich, als die Russische Armee am 1. Januar 1814 den Rhein überschritt. Es folgte ein provisorische Verwaltung, bis Preußen nach den Vereinbarungen des Wiener Kongresses das Land in Besitz nahm und 1816 den Regierungsbezirk Trier schuf.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Moselraum schien sich zu festigen. Die preußischen Schutzzölle, die veränderten Besitzverhältnisse in der vorangegangenen Französischen Zeit und die guten Ernten von 1815 bis 1828 führten auch zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, wobei derWeinbau auch auf schwächere Lagen ausgedehnt worden war. Mit der Gründung des Zollvereins traten jedoch die rheinhessischen, pfälzischen, badischen und württembergischen Weine in starke Konkurrenz zu den Moselweinen. Die Lage der Weinbauern verschlimmerte sich. Der Staat erhob weiter die Moststeuer, Faßholz und Weinbergspfähle verteuerten sich rasant. Die schlechten Ernten der Jahre 1828 bis 1833 und 1836 bis 1841 taten ihr übriges.Diese Weinkrise hatte 1836 in Preußen etwa 50.000 Weinbauern erfaßt, von denen sich ca.21.000 ausschließlich vom Weinbau ernährten.

Die schlechte wirtschaftliche Lage und immer stärker umsichgreifende Armut, gerade auch in den weinbaubetreibenden Gemeinden, ließ viele keinen anderen Ausweg mehr sehen, als sich der allgemeinen Auswanderungsbewegung nach den USA, nach Südamerika oder nach Algerien anzuschließen. Der wirtschaftliche Aufschwung und materielle Wohlstand des amerikanischen Volkes im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ versprach bessere soziale Verhältnisse und größere Aufstiegschancen.

1827 kostete ein Fuder Moselwein noch 120-150 Taler, 1830 jedoch nur noch 26 Taler, was einen Eindruck von der Lage des Moselwinzers zu geben vermag. Die wachsende Furcht vor der Verarmung trug sicher auch dazu bei, dass überraschend viele Lösnicher als letzten Ausweg aus diesem Dilemma nur noch die Auswanderung sahen.

Liste der Lösnicher Auswanderer

Johann Josef Conen nach Louisville im Staate Kentucky, vor dem 1.9.1846
Johann Conen Schreiner, alleinstehend, nach Louisville am 9.4.1847
Nikolaus Josef Conen Schuster, 6 Personen, nach Louisville an 9.4.1847
Jakob Schwarz Schmied, 4 Personen, nach Wisconsin am 9.4.1847
Peter Orthmann Schieferdecker, 10 Personen, nach Illinois am 9.4. 1847
Michel Arl 8 Personen, nach N.A., fort am 16.9 1847
Bernard Dambly 4 Personen,nach Illinois, 1847
Elisabeth Conen alleinstehend, nach N.A., fort am 27.2.1848
Mathias Josef Roth 1 Person, nach N.A., 1848
Johann Christoph Schwaab 1 Person, nach N.A., 1848
Margaretha Dambly 1 Person, nach A., 1850
Nikolaus Kaiser 1 Personen, nach A., am 26.2. 1852
Hermann Josef Roth Winzer, 40 Jahre alt, mit seinerFrau Katharina Lenz und  denKindern Eva, 7 1/2 Jahre alt, Barbara, 6 Jahre alt Katharina, 4 Jahre alt, Stephan, 3 Jahrealt, Nikolaus, 1 1/4 Jahre alt, Klara, 2 Monate alt, nach N.A., am 6.4.1852
Johann Stephan Caspary 23 Jahre alt, 1 Person nach N.A., 1854
Nikolaus Josef Orthmann 35 Jahre alt, mit seiner Frau, Anna Breiter, 35 Jahre alt,und den Kindern: Damian, 6 Jahre alt, Nikolaus, 4 Jahre alt, Peter, 2 Jahre alt, Anna Margaretha, 2 Monate alt, nach N.A., 1854
Josef Orthmann 67 Jahre alt, 1 Person, nach N.A., 1854
Anna Maria Jacob 31 Jahre alt, mit Peter Jacobs, 21 Jahre
Katharina Becker 29 Jahre alt, 1 Person, nach N.A., am 22.6.1857
Jakob Dambly Schiffbauer, 32 Jahre alt, mit seiner Frau Katharina Herges, 30 Jahre alt, und den Kindern Barbara, 3 Jahre alt, Margaretha,1 Jahr und 9 Monate alt, nach N.A., 1857
Christian Simon Tagelöhner, 28 Jahre alt, mit Schwester Regina, 14 Jahre alt, nach Chicago, am 4.3.1872
Michel Johann Reinhard 28 Jahre alt, nach Chicago, am 4.3.1872
Peter Reinhard Schuster, 33 Jahre alt, nach Chicago, am 23.7.1872
Nikolaus Martini geb. 15.9.1852, 1 Person, nach Chicago, am 16.3.1873
Hermann Roth geb. 29.1.1840, nach Chicago am 16.3.1873
Elias Kaufmann geb. 15.3.1853, nach Chicago, Ende Mai oder Anfang Juni 1873
Peter Schnepp mit seiner Frau Regina Hemmighausen, 35 Jahre alt, und den Kindern Anna Maria, geb. 16.10.1861, Katharina, geb. 19.5.1863, Heinrich, geb. 24.12.1866, Nikolaus, geb. 20.2.1872, nach Chicago, am 9.10.1873
Anna Maria Kaufmann 27 Jahre, ledig, nach Chicago, am 9.10.1873
Margaretha Diedrich geb. zu Neumagen, 28 Jahre alt, wohnhaft in Lösnich, nachChicago, am 9.10.1873
Philipp Becker Maurer, geb. 20.10.1829, mit seiner Frau Elisabeth Erz, geb. 5.11.1835, und den Kindern Josef, geb. 25.1.1864, Anna, geb. 6.12. 1867, Johann, geb. 10.10.1865, Katharina, geb. 19.3.1871, Margaretha, geb. 17.7.1873, Mathias, geb. 3.9. 1878 nach Ohio, am 26.2.1880
Johann Peter Arens Winzer, geb. 26.6.1830, mit seiner Frau Regina Conen, geb. 16.1.1838 und den Kindern Elisabeth, geb. 12.8.1868, Margaretha, geb. 24.10. 1867 Katharina, geb. 21.5.1869, Christian, geb. 3.3.1871 Gertrud, geb. 23.5.1874 Johann, geb. 22.1.1877 nach Ohio, am 26.2.1880
Mathias Beitzel Klempner, geb. 5.5.1851 in Kröv, nach Chicago, 7.10.1882
Jakob Schwarz Küfer, 9 Personen, nach Algier, am 9.4.1847

Nicht jeder schien das Glück in der Fremde gefunden zu haben. So ist auch von gelegentlichen Rückwanderungen zu berichten. Der Schmied Jakob Schwartz aus Lösnich wurde 1849 angeblich als ehemaliger Afrika-Auswanderer an der französichen Grenze über die Grenze gewiesen: Armenfuhr für seine Frau und 2 kleine Kinder. Der Paß, den er vorlegte, war mit Zielort Lösnich ausgestellt. Es scheint sich hier also um die im Jahre 1847 mit dem Ziel Wisconsin ausgewanderte Familie Jakob Schwartz zu handeln, die wieder den Weg zurück in die Heimat gefunden hatte.

Quelle: Josef Mergen, Auswanderungen; Landeshauptarchiv Koblenz