In Lösnich finden sich über große Zeiträume dauerhaft ansässige, wie auch nur über bestimmte Zeiträume hier lebende Familien. Geprägt durch die dörfliche Lebensform auf dem Land wurde der Lebensunterhalt hauptsächlich gesichert durch Einkünfte aus Landwirtschaft und Weinbau. Die terretoriale Abgrenzung der bewirtschafteten Flächen war seit dem Mittelalter bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestimmt durch die Grenzen der Gemarkung der „Grundherrschaft Lösnich“. Innerhalb dieser Grenzen befanden sich die Hausstände, die das Land nicht als Eigentum, sondern als Lehen besaßen und den zweiten oder dritten Teil der Erträge an den Grundherrn abliefern mussten. Da die zur Verfügung stehenden landwirtschaftlich nutzbaren Flächen auf natürliche Weise begrenzt waren, unterlagen Zuzug und Verlassen der „Herrschaft“ dabei bestimmten Regeln, die der Erhaltung der „Wirtschaftskraft“ dienen und eine Verarmung der Einwohner verhindern sollten.
So verwundert es nicht, dass viele Lösnicher Familien auf eine lange Tradition in ihrem Heimatort zurückblicken können.
Einen ersten schriftlichen Nachweis der Familiennamen geben Protokolle der jährlich stattfindenden herrschaftlichen Gerichtstage (ab 1536), Einkunftslisten der Herrschaft (17. Jahrhundert). Später dann Schülerlisten (18. Jahrhundert) und die Einträge der Kirchenbücher (Beginn 18. Jahrhundert). Mit der Abschaffung des Feudalsystems und Übernahme öffentlicher Verwaltungsaufgaben durch die Franzosen (Ende 18. Jahrhundert) und die Preußen ab 1815 erfolgte das Registrierungs- und Meldewesen im Rahmen der öffentlichen Verwaltung (Standesamt).
Namenshinweise 1445
Erste Namenshinweise finden sich in einem Verkaufsbrief der Brüder Johann (Chorbischof in Trier), Heinrich (Ritter) und Rudolf Beyer von Boppard bezüglich einer Rente an die Liebfrauenkirche in Trier.
Als Zeugen u.a. die Lösnicher Gerichtsscheffen:
Vogel Johann
Rongel Cläsgen
Namenshinweise 1516
Namenshinweise in einer Pergamenturkunde aus dem Jahre 1516.
In diesem Dokument eines Schiedspruches wurde geregelt, wer die Kosten für die Anschaffung einer neuen Glocke und für den Turmbau der Pfarrkirche Lösnich zu tragen hat. Erden musste zur Unterhaltung der Lösnicher Kirche beitragen, was zu Streitigkeiten geführt hatte.
Als Vertreter von Lösnich wurden genannt:
Clais Zender
Henrichs Michel
Dietz Flucken
Namenshinweise 1536
Frühe Quellen, wie das Schöffenweistum von 1536 geben Hinweise auf folgende Familiennamen:
Schultheiß und Schöffen:
Simon Hans (Schultheiß ?)
Henrich Michael
Brictius Hennen
Henrich Cläsges Johann
Clas Peters Sohn
Kohnen Clas
Gluckes Dietrich (Schultheiß ?)
Anwesender Grundherr:
Franziskus zu Chrichingen
Beyerischer Burggraf:
Wilhelm zu Pfaffendorf
Namenshinweise 1654
Bei der Begehung der Lösnicher Herrschaft im Jahre 1654 durch den Lösnicher Amtmann und das Lösnicher Gericht wurden als Grundstücksbesitzer festgestellt und dukumentiert (Abschrift im Lagerbuch der Reichsgrafen von Kesselstatt, Stadtarchiv Trier):
Arns Jakob
Bauer Peter
Conen Berthold
Cönen Gotthard
Dambly Nikolaus
Droßen Caspar
Friedrich Niclas
Gobelyn Anna Maria
Herriges Joachim
Hildebrand Adam
Jacobs Johann
Jacobs Hans
Moseler Hans Peter
Moseler Adam
Orthmann Adam
Orthmann Niclas
Schröder Emmerich
Weingärtner Thomas
Weingärtner Balthasar
Namenshinweise 1658
In einem Dokument (Pergamenturkunde) zu Streitigkeiten in Kirchen- und Gottesdienstsachen zwischen Lösnich und Erden aus dem Jahre 1658, unterzeichnet von Lothar Braun von Schmittburg, Landcommenthur des Deutschen Ordens der Balley Lothringen werden als Lösnicher Bevollmächtigte in der Streitsache aufgeführt:
Baltes (Balthasar) Weingärtner, Schultheis
Thomas Jacobs, Gerichts- und Synscheffe
Namenshinweise 1685/1688
Hundertfünfzig Jahre später benennt ein Protokoll des Herrschaftlichen Gerichtstages vom 25. Juni 1685 folgende Personen:
Unbescheiden Franziscus (Amtmann zu Lösnich)
Christoffelen Jost (zweiter Scheffe)
Schmitges Niclaß (ältester Scheffe)
Jacobs Conrat
Liel Johannes
Orthman Nicklas
Notarius und Schreiber (persönlich zugegen gewesen): Beick Joannes Hubertus
Zur Wiederaufrichtung des verfallenen Hochgerichts (symbolisch aufgestellter Galgen) in Lösnich waren am 3. Juni 1688 anwesend:
Damble Thomas (Zender) -> Glocken geläutet
Schultheiß und Gerichtsscheffen
Bauer Peter
Christoffel Jodocus
Jacobi Joannes
Jacobs Conrad
Schmitges Niclas
Schurph Bernardus (Schultheis)
Trossen Johannes
Die weiteren Untertanen:
Christoffel Thomas
Cöhnen Peter
Damble Joachim
Damble Thomas (zeitlicher Zender)
Dimb Jörg
Godefridus Germershausen (Hemighausen ?)
Hans Ortmann Adam
Joannes Heriges
Kohnen Adam
Lauf Hans Gerd
Liehl Hans Peter
Liel Joannes
Michel Heriges
Moseler Nicolaus
Moseler Thomas
Moseler Friedrich
Ortmann Niclas
Peter Jacobi
Rodt Mathes
Rodt Wilhelm
Schmid Blasius
Schurph Hans Caspar
Simon Hans Adam
Simons Peter
Weber Thomas
Weingärtner Niclas
Weingärtner Peter
Zimmermann aus Neuerburg
Jacob Eich
Namenshinweise 1711
Zur Gründung einer Frühmesse in Lösnich durch Johannes Weingärtner wirkten am 3. Oktober 1711 als Zeugen mit:
Unterzeichner neben dem Fundator:
Schultheiß ?
Sendt- und Gerichtscheffen
Weingärtner Peter
Damble Joachim
Schurph Hans Caspar
Gerichtsscheffen
Roth Wilhelm
Baur Johannes
Josten Hans Adam
Zender
Justen Johannes
Namenshinweise 1715/1716
Im Protokoll der Rügen vom Gerichtstag am 26« Juni 1715 werden in einer Anwesenheitsliste folgende Personen aufgeführt:
Gerichtsscheffen
Schurph Hans Caspar (Schultheiß)
Baur Joannes
Damble Jochen
Jousten Hans Adam
Rodt Wilhelm
Schmitz Blasius
Weingärtner Peter
Weitere Bürger
Coenen Adam
Coenen Peter
Damble Peter
Damble Thomas
Dhrosen Peter
Diederich Jonn
Herich Matheis
Jacobi Joannes
Jacobi Thomas
Jacobs Hans Caspar
Jacobs Michel
Jousten Joannes
Jousten Peter
Kehn Antonius
Kopfer Joannes
Lauff Hans Georg
Liehl Hantz
Matheis Bernard
Matheis Jacobi
Moseler Friderich
Moseler Hans Michel
Moseler Niclas
Ortman Hans Adam
Peter Schmidz
Rodt Joannes
Scheman Clemens
Schmidges Hans Niclas
Schurph Hans Georg
Schurph Peter
Simon Hans Adam
Weingärtner Adam
Weingärtner Mattheis
Wiederum ein Weisthum aus dem Jahre 1716 weist auf folgenden Personen hin:
Scheffen:
Damble Peter
Johannes Bauer
Justen Hans Adam
Kenn Anton
Roth Wilm
Schurph Hans Caspar (Schultheiß?)
Weingärtner Peter
Namenshinweise 1884
Eine Küster Honorarliste 1884 enthält folgende Einträge:
Johann Ehlen Gemeindevorsteher
Barten Mathias Wagenschmied
Barten Wilhelm Schreiner
Becker Johann Maurer
Braun Johann Schmied
Caspary Josef Stellmacher
Caspary Mathias Leineweber
Caspary Peter Leineweber
Caspary Peter Musikus
Cön Josef Polizeidiener
Conen Jakob Schreiner
Conen Joh. Stef. Wirt
Conen Peter Schmied
Dambly Peter Josef Küfer
Ehlen Johann Peter Ackerer
Hemmighausen Johann Schieferdecker
Herges Johann Küfer
Herges Mathias Maurer
Justen Johann Leineweber
Justen Katharina Lehrerin
Schädler Jakob Schneider
Schädler Jakob Schumacher
Schädler Johann Peter ohne Stand
Schädler Peter Schuhmacher
Schnepp Jakob Schreiner
Schwab Johann Küfer
Stefan Schwaab Wirt
Valentin Nikolaus Förster
Weiskopf Philipp Schneider
Namenshinweise 1890
Da sich zu Ende des 19. Jahrhunderts die Lösnicher Weinberge fast ausschließlich auf der anderen Moselseite befanden, war es notwendig, zur Bewirtschaftung und Einholung der Ernte die Mosel überqueren zu können. Eine Liste der Nachenbesitzer vom 24. November 1890 gibt hierüber Auskunft und nennt dabei folgende Personen:
Braun Johann Schmied u. Winzer
Conen Michel Josef Winzer
Ehlen Heinrich Winzer
Ehlen Jacob Winzer
Ehlen Johann (Schömann) Winzer
Ehlen Johann Winzer
Ehlen Stephan Winzer
Graf v. Kesselstatt Weingutsbesitzer
Herges Johann (Roth) Winzer
Herges Johann Küfer und Winzer
Herges Mathias Winzer
Jacobs Stephan Winzer
Justen Johann Winzer
Justen Mathias Winzer
Kiebel Michael Josef Winzer
Martini Peter WinzerMechtel Zacharias Winzerwirt u. Bäcker
Orthmann Joh. Josef II Winzer
Orthmann Joh. Josef Winzer
Orthmann Nikolaus Winzer
Othmann Josef Winzer
Roth Johann II Winzer
Roth Johann Josef Winzer
Roth Nikl. Josef Winzer
Roth Nikolaus Winzer
Roth Peter Martin Winzer
Schömann Jakob Müllers Winzer
Schömann Johann I Winzer
Schömann Nikl. Albert Winzer
Simon Josef Winzer
Trossen Peter Winzer
Namenshinweise 1928
Einen weiteren anschaulichen Überblick gab Paul Koster, ehemaliger Pfarrer von Lösnich, 1928 in einem Beitrag in einer Festschrift. Als Quelle nennt er dabei ein von Herrn Pfarrer Sasges angelegtes Familienbuch.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fanden sich demnach die Familien:
Caspary
Coen
Conen
Dambly
Ehlen,
Hemmighausen
Herges
Jacobs
Justen
Kiebel
Orthmann
Roth
Schädler
Schoemann
Simon
Bereits nicht mehr ansässig waren:
Schmittges
Schurph
Wannemacher
Weingärtner
Entwicklung der Familien nach 1794
Mit der Abschaffung des bestehenden Feudalsystems (Lehnswesen) durch die Besetzung der Rheinlande durch die Franzosen 1794 entstand auch für die Lösnicher Bevölkerung eine völlig veränderte wirtschaftliche Situation. Geregelte Verfahren machten sie nun zu Eigentümern ihrer Betriebe und Höfe. Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren etliche Prozesse Lösnicher Familien mit den letzten Lehnsherren, den Reichsgrafen von Kesselstatt anhängig, um die Besitzverhältnisse endgültig zu klären.
Es war die Zeit, in der sich die unterschiedliche wirtschafliche Kraft der einzelnen Weinbauern und Landwirte neu entwickelte. Wie bisher nur im Adelsstand bekannt, war die Triebfeder so mancher familiärer wirtschaftlicher Entwicklungen sicher auch eine kluge und geschickte Heiratspolitik unter den Familien vor Ort. In unterschiedlicher Ausprägung gewannen verschiedene Familien rasch an Größe, wirtschaftlicher Kraft, Ansehen und Einfluss.
Eine Aufstellung des Gemeindevorstehers Herges vom 26. Oktober 1888 benennt die zu diesem Zeitpunkt „Meistbegütertsten“ in Lösnich mit Angabe des damaligen Weinbergsbesitzes in der Gemarkung Lösnich und Erden:
Name | Weinbergsbesitz in qm | Hinweise in die Neuzeit |
Im Bezirk Lösnich | ||
Von Kesselstatt Majorat | 3.452 | Reichsgrafen von Kesselstatt |
Schömann Nikolaus Albert | 5.085 | Urgroßvater von Heinz Stephan Schömann |
Ehlen Heinrich | 2.758 | Bruder des Urgroßvaters von Stephan Ehlen und Urgroßvater von Rainer Ehlen |
Orthmann Josef Johann I | 3.916 | Großvater von Manfred Orthmann über Jakob Orthmann |
Orthmann Michel Joseph | 3.697 | Vater von Rosa Orthmann, der Großmutter von Stephan Ehlen, die mit Stephan Ehlen, Bürgermeister von 1908-1939 verheiratet war |
Justen Johann (Scheuer) | 3.207 | |
Ehlen Johann II (Schwab) | 5.202 | Bruder des Urgroßvaters von Stephan Ehlen |
Ehlen Sebastian Aloysius | 2.315 | Urgroßvater von Stephan Ehlen |
Ehlen Sebastian | 3.226 | Lieser, Gräfl. von Kesselstatt Majoratsagent zu Lösnich (1891) |
Conen Michel Josef (Coen) | 1.024 | |
Im Bezirk Erden | ||
Ehlen Heinrich | 9.872 | siehe oben |
Ehlen Johann II (Schwab) | 9.073 | siehe oben |
Ehlen Sebastian Aloysius | 7.830 | siehe oben |
Die Schultheiß-Familie Ehlen
Die Familie Ehlen wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts in Lösnich ansässig, brachte es aber sehr schnell zu familiärer und wirtschaftlicher Größe. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts stellte die Familie über einige Generationen hinweg auch immer wieder den Schultheißen und Bürgermeister in der Gemeinde. Als letzter mit diesem Namen bekleidete Anton Ehlen von 1979 bis 1994 dieses Amt. Anton Ehlen (+) ist ein direkter Nachfahre des ersten Vertreters der Familie Ehlen in Lösnich, die ursprünglich aus Zeltingen stammt.
Sebastian Ehlen, geb. 1751 in Zeltingen, verheiratete sich mit der Anna Gertrud Schurph, geb. 1758 in Lösnich. Anna Gertrud war eine Tochter aus der Schultheißen Familie Schurph. Wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit dieser Eheschließung ging das Amt des Lösnicher Schultheißen an Sebastian Ehlen. War 1785 noch ein Johannes Schurph Schultheiß, tritt bereits 1786 Sebastian Ehlen in diesem Amt in Erscheinung. Aus der Ehe mit Anna Gertrud gingen 8 Kinder hervor. Sebastian und Anna Gertrud Ehlen, geb. Schurph sind die Begründer der Linie Ehlen in Lösnich.
Schultheisse und Bürgermeister der Familie Ehlen
Zeitraum | Name |
1786-1788 | Sebastian Ehlen |
1792-1794, 1797 | Sebastian Ehlen |
1839 | Ehlen |
1866-1870, 1873-1875 | Ehlen |
1877 | Johann Ehlen |
1883, 1884, 1886 | Johann Ehlen |
1908-1939 | Stephan Ehlen |
1979-1994 | Anton Ehlen |
Mit Stephan Ehlen, geboren 1862, vergößerte sich die Familie nochmals beachtlich. Er heiratete 1887 Rosa Orthmann, die Tochter von Michel Joseph Orthmann aus Lösnich und Agnes Comes aus Erden. 17 Kindern (9 Söhne und 8 Töchter) erblickten das Licht der Welt. Den Wohn und Wirtschaftskomplex an der Hauptstraße im Oberdorf gegenüber der Lösnicher Schule hatte dessen Vater Sebastian Alois Ehlen 1889 erbaut, der mit Anna Ursula Schömann verheiratet war.
Über 30 Jahre, von 1908 bis 1939 hatte Stephan Ehlen das Amt des Bürgermeisters inne. In seine Amtszeit fiel der Anschluss Lösnichs an die elektrische Stromversorgung 1914, der Bau der Lösnicher Wasserleitung 1927 und die Erweiterung der Lösnicher Schule mit zwei neuen Klassenräumen 1930.
Bei der Gründung der Lösnicher Spar- und Darlehnskasse 1896 wurde er bereits Vorstandsvorsteher der Kasse. Seine Söhne Albert und Otto Ehlen bekleideten später ebenfalls Ämter der Kasse. Peter Otto Ehlen diente als Büro noch ein Zimmer im elterlichen Wohnhaus in der Hauptstraße 21. Nach dem Bau des Lager- und Geschäftshauses der Kasse, beginnend 1960 am Dorfausgang nach Kindel arbeitete Egbert Ehlen, ein Neffe von Stephan, seit 1963 bereits im Büro mit. 1966 übernahm er komplett die Tätigkeit seines Onkels, als dieser seinen Ruhestand antrat. Egbert Ehlen wechselte 2002 in den Ruhestand, als die Kasse bereits durch die VoBA Morbach übernommen worden war.