Die Frage zum Erhalt oder Abriss alter Bausubstanzen beschäftigt Kommunen und Privatpersonen seit eh und je und gleichermaßen. Die Gefahr der Ausbremsung von Erneuerung und Modernisierung stetig vor Augen wurden und werden Bauprojekte angegangen und ihr Fortgang durchaus auch mitbestimmt durch den gerade vorherrschenden Zeitgeist und nicht zuletzt auch durch die Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte.
Gerade Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die finanziellen Mittel der Gemeinde knapp, der Wunsch nach Veränderung war groß. 1926 berichtete der Zeltinger Bürgermeister an Kreisinspektor Pfeiffer in Bernkastel: „Die Gemeinde Lösnich gehört zu den ärmsten der Mosel.“ (Quelle LHA Koblenz, 655,123, Nr. 598) War es die zu klein gewordene Pfarrkirche, die beengten Straßenverhältnisse im Ort, steigende Erhaltungskosten auch für kulturhistorisch durchaus relevante Objekte, regionale Entwicklungen im Bereich der Verkehrswege, die Vorteile und Verbesserungen versprachen, immer wieder gab es Argumente, hier schnell aber auch unwiederbringlich zu handeln. Beim Blick durch die reine „Kosten-Nutzen Brille“ schlug das Pendel oft aus in Richtung „Abreißen und weg damit“. Sicherlich war den „Entscheidern“ nicht immer vollumfänglich die Folge ihres Handels aus kulturhistorischer Sicht bewusst, aber der Historiker kann nur noch leidvoll feststellen – „was weg ist, das weg!“. So fiel auch in Lösnich seit Mitte des 19. Jahrhunderts so manche aus heutiger Sicht erhaltenswürdige Bausubstanz der Abrissbirne oder dem Bagger zum Opfer.
Übersicht niedergelegter Gebäude und Objekte
Die alte Lösnicher Schule
Die alte Pfarrkirche auf dem Friedhof
Die Kapelle in den Weinbergen
Das Wegekreuz an der neuen Pfarrkirche
Die ehemalige jüdische Synagoge
Der ehemalige Bahnhof Lösnich-Kinheim
Das alte Fährhäuschen
Die alten Dorfbrunnen
Das alte Wiegehäuschen am Gestade
Das ehemalige Stromhäuschen im Spergarten
Tanzsaal mit Kegelbahn im Oberdorf
Drei Wohnhäuser bei der alten Schule
Das alte Frühmesserhaus von 1668
Altes Wirtschaftsgebäude im Oberdorf
Altes Fachwerkhaus im Oberdorf
Altes Bruchsteinwinzerhaus an der Fährstraße
Zwei alte Häuser in der Breite Straße
Vier alte Wohngebäude im Bereich der Herrengasse
Drei alte Häuser in der Fischergasse
Ein Häuserensemble in der Untergasse
Die erste Lösnicher Schule aus dem 17. Jahrhundert
Ein exemplarisches Beispiel für deses Vorgehen ist der 1928 dokumentierte Abriss des wohl ersten Schulgebäudes aus dem 17. Jahrhundert an der Ecke Hauptstraße – Schulgraben. Pfarrer P. Koster vermerkte 1928 dazu, dass dieses „bemerkenswerte Fachwerkhaus“ leider wegen „Baufälligkeit und aus Rücksicht auf den heutigen Verkehr“ niedergelegt wurde. Als heimatgeschichtliche Erinnerung habe ihm der damalige Besitzer S. Mechtel schön geschnitztes Balkenwerk überlassen , dass heute noch im alten Pfarrhaus bewundert werden kann. Auch ein steinerner Türsturz mit gotischen Minuskeln und der Jahreszahl 1423 sei beim Abriss sichtbar geworden. Nach dem Abriss entstand an dieser Stelle eine Veranda, die zum Eingang des Saales der Gastwirtschaft Mechtel und später Hettgen führte. Leider ist der Türsturz heute verschollen.
Die Neubau an Stelle des alten Schulbaus wurde augenscheinlich auf den Grundmauern des Vorgängerbaus errichtet und eine Verbreiterung der Straße wurde letztendlich doch nicht umgesetzt.
Die alte Pfarrkirche
1881 wurden Kirchschiff und Turm der ehemaligen Pfarrkirche St. Vitus Lösnich auf dem Friedhof abgebrochen, nachdem im Neubau von 1879 bereits 1880 die erste Messe gelesen werden konnte. Das Patronat der Lösnicher Kirche wurde erstmals 1131 aktenkundig, als es noch im Besitz des St. Cassius Stifts in Bonn gewesen ist. 1252 ging es durch eine Schenkung an den Deutschherrenorden. Zur Mutterkirche in Lösnich gehörten noch die Kapellen in Erden, Rachtig und Zeltingen. Der letzte Neubau des Kirchenschiffs erfolgte 1638, wie heute noch unterhalb des Wappens am Portal der heutigen Friedhofskapelle zu lesen ist.
Ein Kindeler Bauunternehmer hatte die alte Kirche 1881 für 650 Mark ersteigert. Eine Vereinbarung des damaligen Kirchenvorstands mit dem Bauunternehmer rettete nur noch Chor und Apsis vor der Niederlegung.
Zum Beschluß des Kirchenvorstandes vom 25.11.1880 ist in der Festschrift zur 100 Jahr Feier der Pfarrkirche zu Lösnich vom 17. – 19. Juni 1983 zu lesen:
„In Erwägung, dass die Unterhaltung der alten und baufälligen Pfarrkirche nicht im Interesse der Pfarrgemeinde liegt und der Abbruch derselben die absolut notwendige Erweiterung des Kirchhofs mit sich bringt und das vorhandene Material die Unkosten des Abbruchs nicht decken werden, so hat der Kirchenvorstand in Anbetracht des zur Begräbnisstätte notwendigen Platzes beschlossen, der Gemeinde den Abbruch auf ihre Kosten samt dem vorhandenen Material zu concidieren unter dem Vorbehalt, den Chor zu erhalten und zu einer Kapelle herzurichten.“
Die Kirchenvorstandsmitglieder und Pfarrer M. Monshausen.
Die Begründung des Kirchenvorstands für den beschlossenen Abriss 1880 lässt erkennen, dass hier die wirtschaftlichen Aspekte eine dominierende Rolle im Entscheidungsprozess gespielt haben müssen. Das Argument zur absolut notwendigen Vergrößerung der Fläche der Begräbnisstätte tat ihr Übriges. Aber die durch den Abriss erhoffte Erweiterung schien schnell überholt, den 1893 kam es zum Zukauf weiterer Parzellen oberhalb des Friedhof. War das Argument bezüglich der durch den Abriss hinzugewonnen Freifläche doch eher nur vorgeschoben, wohlwissend, dass hier weiterer Handlungsbedarf bestand?
Beispiele anderer Gemeinden zeigen, dass man sich andernorts bei ähnlichen Situationen auch für den Erhalt und gegen den Abriss entschieden hat. So in Rhens am Rhein beim Neubau der St. Theresia Pfarrkirche 1906/1908 etwas unterhalb der auf dem Friedhof stehenden alten St. Dionysius Kirche aus dem 9. Jahrhundert, die wohl zu klein und baufällig geworden war. Sie wurde komplett erhalten und als Friedhofskapelle weiter genutzt.
In Hatzenport an der Mosel blieb beim Neubau der St. Rochus Pfarrkirche im Innern des Dorfes 1869/70 die auf einer Anhöhe oberhalb des Friedhofs bis dahin als Pfarrkirche dienende St. Johannes Kirche aus dem 13. Jahrhundert komplett erhalten und stellt heute ein Wahrzeichen von Hatzenport dar, in dem sich heute auch noch gerne Hochzeitspaare das Jawort vor dem Priester geben.
Die Kapelle im Weinberg
Aus heutiger Sicht ist die 1968 getroffene Entscheidung sehr bedauerlich, dass das „Häuschen“ am Lösnischer Fährkopf beim Ausbau der B53 auf der linken Moselseite kurzerhand niedergelegt wurde. Die Höherlegung der B53 an dieser Stelle forderte wohl ihren Tribut. Heute erinnert nur noch das 1701 errichtete Sandsteinkreuz mit Heiligenfiguren an den ehemaligen Standort. Ob der Abbruch wirklich erforderlich war, darf heute zumindest in Frage gestellt werden. Stehen doch die beiden als ehemalige „Halferhäuschen“ eingeordneten Gebäude in Erdener und Rachtiger Gemarkung ebenfalls direkt an der B53.
Die Kapelle bildet stilistisch ein sakrales Chorgebäude mit apsider Rückseite ab. Das veranlasst zusammen mit dem bereits seit 1675 erwähnten Flurnamen „Beim Heiligenhäuschen“ (Archiv der Reichsgrafen von Kesselstatt, Lagerbuch III, DK 5195, Stb. Trier) im Bereich des Gebäudes, dasselbe nicht als ehemaliges Halferhäuschen zu interpretieren, sondern eher als ein ehemaliges sakrales Gebäude. Leider ist es nach dem Abriss nun nicht mehr möglich, dass tatsächliche Alter des Gebäudes aufgrund noch vorhandener Bausubstanz zu recherchieren.
Die beiden Häuschen an der B53 in Rachtig und Erden wurden erhalten und restauriert.
Das alte Wegekreuz an der neuen Pfarrkirche
Einige Jahre vor 1928 befand sich unweit der Kirche auf der rechten Straßenseite in Richtung Dorfzentrum am Haus Nr. 113 noch ein altes Wegekreuz aus dem Jahre 1727. Pfarrer Paul Koster erwähnte es in seiner Chronik in der Festschrift von 1928 und wies darauf hin, dass es einige Jahre vorher bei einer „Heueinfahrt“ durch einen Unfall „zertrümmert“ worden sein soll.
Auf einer alten Aufnahme von 1881, wohl entstanden zur Einweihung der Lösnicher Pfarrkirche zeigt noch einen Teil des Steinkreuzes von 1727. Außer dem „Bild des Gekreuzigten“ soll es noch das des Hl. Nikolaus gezeigt Haben. Das Kreuz trug nach Koster eine Inschrift, dass die Nicolaus Schmitges Erben das Kreuz 1727 zu Ehren Gottes hätten aufrichten lassen.
Eine Reparatur und die Wiederaufrichtung des Kreuzes ist offensichtlich nicht erfolgt. Möglicherweise sind die Bruchstücke eines alten Sandsteinkreuzes Kreuzes, die sich noch im Pfarrhausgarten befinden, diesem alten Wegekreuz zuzuordnen?
Die ehemalige Synagoge
Die im Jahre 1867 von der jüdischen Gemeinde in Lösnich errichtete Synagoge wurde 1968 von dem damaligen Eigentümer des Gebäudes niedergerissen, nachdem sie schon 1937 in Privatbesitz übergegangen war. Bereits 1936 waren die letzten Lösnicher Juden vom Ort verzogen. Seit 1937 war die ehemalige Synagoge nur noch als Wirtschaftsgebäude und Scheune genutzt worden.
Der ehemalige Bahnhof Lösnich-Kinheim
Beim Bau der Eisenbahnstrecke um die Jahrhundertwende wurde 1904 der Bahnhof Lösnich-Kinhein erbaut. Nach Beendigung des Bahnbetriebs auf der Schiene 1963war der Bahnhof noch bis 1969 bewohnt. Der Abriss erfolgte Mitte der 1970er Jahre.
Obwohl sich Bewohner für die Übernahme des Gebäudes interessierten, blieben sie damals aus Gründen aktueller verkehrstechnischer Planungen leider erfolglos bei ihren Bestrebungen. Beim Bau der Lösnich-Erdener Brücke im Jahre 1968 wurde das bis heute nicht umgesetzte Straßenbauvorhaben projektiert, die „Schnell- und Umgehungstraße“ auf der rechten Moselseite von Zeltingen-Rachtig bis nach Traben-Trarbach weiterzuführen. Die großräumige Auffahrt zu dieser neuen Straße war jedoch genau zwischen Kindel und Lösnich im Standortbereich des alten Bahnhofs vorgesehen. Das Durchführung des Projekts scheiterte jedoch bis heute am Widerspruch der Gemeinde Kröv, die sich dann vom allgemeinen Durchgangsverkehr abgeschnitten sah. Im Standortumfeld des abgerissen Bahnhofs sind mittlerweile wieder mehrere neue Wohnhäuser errichtet worden. So führten auch hier verkehrstechnische Planungen zum Abriss dieses noch jungen historischen Gebäudes.
1963 nutze der ehemalige Moselbahnbetreiber die noch bestehende Gleisanlage am Lösnicher Bahnhof zum Abbrennen von Moselbahnwaggons.
Da alte Fährhäuschen
1968 wurde in Lösnich der Betrieb der 1899 angeschafften Moselfähre (Gierseilfähre) eingestellt, nachdem der Brückenbau vollendet war. Zur Infrastruktur der Fähre gehörten die beiden Seilmasten links und rechts der Mosel und das kleine Fährhäuschen auf Lösnicher Seite. Beides wurde nach Beendigung des Fährbetriebes niedergelegt.
Die alten Dorfbrunnen
Bis zur Fertigstellung der Lösnicher Wasserleitung 1927 existierten in Lösnich noch zwei öffentliche Dorfbrunnen, einer im Ober- und einer im Unterdorf. Die beiden Brunnen standen noch bis in die 1960er Jahre, bis sie dann auch ein Opfer des Baggers wurden. Im Unterdorf spielten wohl auch wieder verkehrstechnische Gründe ein Rolle, im Oberdorf musste der Brunnen einem Verandavorbau weichen.
Das alte Wiegehäuschen
An der Gestade Straße im Bereich der Einmündung der Fischergasse errichtete die Genossenschaft der Spar-und Darlehnskasse Lösnich 1904 eine „Fuhrwerkswaage, die noch 1970 genutzt wurde. In der Folgezeit wurde sie mit dem dazugehörigen Wiegehäuschen komplett abgebrochen. Historische Fotoaufnahmen von der kompletten Anlage wurde bisher noch nicht gefunden. Nur in einem alten Ortsprospekt der Gemeinde Lösnich von 1970 zeigt sich auf einem Bild eine Seitenwand des Häuschens.
Das alte Stromhäuschen
In der Sperrgarten Straße befand sich das alte Stromhäuschen von Lösnich, ein viereckiges turmartiges Gebäude, in dem sich eine örtliche Trafostation befand.
Der Anschluß an die Stromversorgung und die Fertigstellung des Netzes in Lösnich erfolgte 1914/15. In Lösnich wurden 123 Haushaltungen in 108 bewohnten Häusern und insgesamt 587 Einwohnern 1915 mit Strom versorgt (Quelle LHA Koblenz, 655,123, Nr. 772). Das Gebäude ist mittlerweile abgebrochen worden.
Tanzsaal und Kegelbahn
1949 wurde beim Umbau des Gasthauses Heil auch ein Tanzsaal mit integrierter Kegelbahn errichtet. Das Gebäude unterhalb der Hauptstraße wurde bereits in den 1980er Jahren wieder niedergelegt, nachdem die Gemeinde eine neue Bürgerhalle ganz in der Nachbarschaft an der alten Schule neu errichtet hatte und der Hotelbau erweitert wurde. Der Saal Heil war in der kurzen Zeit seines Bestehens „der Veranstaltungssaal“ im Ort neben einem weiteren des ehemaligen Gasthauses Hettgen in Ortsmitte. Er wurde genutzt für Tanzveranstaltungen an der Kirmes, Makenbälle, Schöffenfeste und zuletzt auch Kappensitzungen. So manche schöne Erinnerung ist für den ein oder anderen Lösnicher mit diesem Saal verbunden und noch heute schlägt so manches Herz höher, wenn mal wieder in gemütlicher Runde „der guten alten Zeiten“ auch im Saale Heil gedacht wird.
Die Kegel auf der noch nicht vollautomatischen Kegelbahn wurden natürlich noch „per Hand“ aufgestellt. Eine willkommene Gelegenheit für so manchen Jugendlichen, sich mal schnell nebenbei ein kleines Zubrot zu „verdienen“.
Drei Wohnhäuser bei der alten Schule
Oberhalb des Saales Heil in direkter Nachbarschaft des alten Gasthauses Heil standen noch bis Ende der Jahrtausendwende 2 Bruchsteinhäuser. Im Zuge der Erweiterung des aus dem ehemaligen Gasthaus entstandenen Hotels wurde um die Jahrtausendwende das erste der beiden Häuser abgerissen.
Das benachbarte Gebäude des noch erhaltenen Bruchsteinhauses neben Hotel Heil (in Richtung Dorf) war schon einige Jahre früher abgebrochen worden.
Die Wandverkleidung des rechten Obergeschosses aus Schieferschindeln repräsentierte noch eine typische Mosel/Hunsrück Tradition im Häuserbau. Eine vergleichbare Schieferberkleidung befand sich früher auch an dem ersten Haus Zur Hauptstraße zu in der Fischergasse.
Heute erinnert noch eine kleine Rasenfläche an das ehemalige Haus am Ortseingang Lösnich unweit vom Hotel Heil.
Das große Winzerhaus Haus des Weinguts S. Ehlen rechts neben der Abbruchstelle wurde 1889 erbaut, wobei ein Vorgängerbau direkt rechts daneben zur Obergasse hin (heute Gartengelände) etwa zur gleichen Zeit abgebrochen wurde.
Das alte Frühmesserhaus in der Obergasse
In der Obergasse überdauerte eines der ortshistorisch relevanten Häuser, das ehemalige Frühmesserhaus, ein alter Fachwerkbau mit Wirtschaftsgebäude von 1668, noch bis in die 1960er Jahre die Zeit an der Oberstraße. Ein Neubau ersetzte auch dieses alte Gebäude, das zu den ältesten noch in Lösnich erhaltenen Wohnhäusern gehörte. Die über dem Türsturz angebrachte Hausmarke des Erbauers zierte einst das Weinflaschenetikett der späteren Eigentümerfamilie.
Eine Darstellung der Hausmarke bestehend aus einem Pfeil, der zwei mal seine Richtung ändert. Darunter ein kugelförmiges Gebilde mit drei nagelkopfartigen Erhebungen. Über die Bedeutung kann nur spekuliert werden.
Altes Wirtschaftsgebäude an der Oberbach
Auf dem Weg in Richtung Pfarrkirche befand sich auf der rechten Straßenseite kurz nach der Einmündung der Oberstraße ein recht großes Wirtschaftsgebäude mit Weinkeller direkt an der Oberbach. Der Eigentümer ließ es in den 1980ern niederlegen und ersetzte es durch einen Neubau. Im Keller erinnerte ein alter Stein an das Baujahr desselben. Er trug die Jahreszahl 1704. Das historische Gebäude war 1829 im Besitz der Wittwe des ehemaligen Schultheisen Sebastian Aloys Ehlen, der geborenen Anna Gertrud Schurph. Anna Gertrud (1758-1814) war eine Tochter aus der langjährigen Lösnicher Schultheißen Dynastie Schurph und eine Nichte des Mediziners Johann Xaver Schmitges aus Erden.
Anna Gertrud war auch noch begütert mit einem Haus- und Hofgebäude (heute Scheune Herges) in der Fischergasse. Sie schien eine sehr beliebte und angesehene Frau gewesen zu sein. Schon zu ihrer Erstkommunion erhielt sie von ihrem Lehrerein ein schönes handgeschriebenes Buch. 1792 wird wird sie als eine von 2 Nichten des Mediziners Johann Xaver Schmitges von demselben in seinem Testament als Erbin eingesetzt. Das Testament bildet ein bemerkenswertes heimatgeschichtliches Dokument (heute im Besitz der Familie) und ist versehen mit 8 in rotem Siegellack geprägten Hausmarken der unterzeichnenden Zeugen.
Altes Fachwerkhaus im Oberdorf
In unmittelbarer Nachbarschaft musste etwa 1955 ein „altes Lösnicher Haus“ an der Ecke Hauptstraße-Müllersgässchen einem Neubau weichen. Auf einigen historischen Aufnahmen ist das Haus mit seiner etwas „eigenwillig wirkenden Wandbegrünung“ in Teilen noch gut zu erkennen, was wohl auch sein „Markenzeichen“ war, wie noch Zeitzeugen zu berichten wissen.
Bruchstein Winzerhaus an der Fährstraße
Erst 2021 wurde das Haus Ecke Hauptstraße-Fährgasse wegen ein Neubauvorhabens nach einem Eigentümerwechsel niedergelegt. Der Hofraum wurde vom Vorbesitzer um 1860 von den Reichsgrafen von Kesselstatt erworben. Das Gelände gehörte zum Areal der ehemaligen 1652 zerstörten Lösnicher Burg, die etwas unterhalb lag. Der Bau dieses typischen Winzerhauses mit Wirtschaftsgebäude und Weinkeller erfolgte um 1863. Zur gleichen Zeit wurde auch das an der Fährstraße gegenüberliegende Winzerhaus errichtet, das ebenfalls auf ehemaligem Areal der Kesselstätter errichtet wurde.
Das Haus war Teil eines typischen Winzerhäuserensembles hier im Oberdorf aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und seiner Niederlegung gingen zwangsläufig innerörtliche Diskussionen um den eventuellen Erhalt zumindest des Außenfassade voraus. Nun entsteht an gleicher Stelle ein Neubau.
Zwei Häuser in der Breite Straße
Im unteren Bereich der bereits zweigeteilten Breiten Straße wurde um 2020 ein kleines Gebäude abgebrochen, so dass eine Lücke innerhalb des dortigen Ensembles zwischen den beiden Straßenarmen entstanden ist.
Das in den letzten Jahren zuerst schwer in Mitleidenschaft gezogene und ramponierte Fachwerkgeschoß dieses 1832 errichteten Hauses an der Ecke Breite Straße – Gestade wurde schließlich abgebrochen, so dass heute nur noch das notdürftig mit einer Überdachung geschützte Ergeschoß erhalten blieb.
Das Erdgeschoß bildete ein verputzter Bruchsteinbau.
Die Türsturz aus rotem Sandstein dokumentiert noch heute das Baujahr des nun fast 200 Jahre alten Gebäudes.
Die Gefächer des Fachwerks von 1832 waren gefüllt mit einer verputzten Stroh-Lehmfüllung. Diese Bauweise zeigte sich ebenfalls beim 2022 abgerissenen Haus an der Ecke Fischerstraße-Hauptstraße.
Vier alte Wohngebäude im Bereich der Herrengasse
Unweit dieser Stelle mussten in den 1970er Jahren zwei weitere alte Häuser an der Hauptstraße zwischen „Kallmesgäßchen“ und der Herrenstraße weichen. Gastwirt W. Hettgen hat die beiden Häuser gekauft, um dort einen kleinen Parkplatz für die Gastwirtschaft herzurichten. In dem Haus, an dem in der folgenden Abbildung die Leitern hängen, war zeitweilig die Lösnicher Post untergebracht, bevor sie von Familie Kaufmann in der Herrengasse weiter geführt wurde.
Unweit dieser Abbruchstelle wurde in der Nachbarschaft der beiden Häuser in der Herrengasse ein weiteres altes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1766 abgerissen. So wurde weiterer Freiraum geschaffen durch die Niederlegung des Hauses von W. und Elli Caspary. Erhalten geblieben von diesem Haus ist nur noch die schmucke sehr schön aufgearbeitete Haustür, die heute an anderer Stelle wieder ihre Dienste tut.
Schon in früheren Jahren wurde in der Herrengasse in direkter Nachbarschaft des früher auch als „Schmittshäußchen“ bekannten Fachwerkhauses der Familie Hemmighausen ein älteres Gebäude abgerissen. Den Türsturz des noch vorhandenen Schmittshäußchens ziert noch heute ein wieder schön restauriertes Zeichen mit Hammer und Zange.
Drei alte Wohngebäude in der Fischergasse
An der Ecke Hauptstaße- Fischergasse wohnte zuletzt die Familie A. Brixius. Das Haus wurde von einem benachbarten Winzerbetrieb erworben und vor 2000 bereits niedergelegt. An gleicher Stelle entstand ein kleiner Parkplatz.
Zu Beginn 2022 waren auch die Stunden für das sich anschließende Gebäude gezählt. Mittlerweile entsteht hier etwas „Neues“ und die Bauarbeiten gehen zügig voran.
Bei Entfernung der Giebelverkleidung Ecke Fischergasse wurde deutlich, dass an dieses Gebäude in unterschiedlichen Bauphasen kräftig Hand angelegt wurde. Die Fachwerkgefächer zeigen einerseits die bereits seit dem Mittelalter praktizierten Stroh-Lehm Füllungen aufgetragen auf eine Flechtwerkkonstruktion aus Holzstäben und Latten, andererseits aber auch schon Füllungen mit Bimssteinen, die später als Ersatz für die Stroh-Lehmfüllungen zum Einsatz kamen. In Teilen sind auch noch Stellen mit einem einfach verzierten Lehmputz zu erkenne.
Die Gefächerfüllungen auf der Ostseite zeigten noch vermehrt Bereiche mit einfachem unverputzten Lehmputz.
So verriet das nun niedergelegte Gebäude noch einiges über die Technik des Fachwerkbaus im 19. Jahrhundert oder auch früher. Der erste schriftliche Nachweis zu diesem Haus liegt vor im Preußischen Urkataster von 1829.
Die Baujahre von Häusern in der Fischergasse führen zurück bis ins 18. und sogar 17. Jahrhundert. Im Haus „Zum Treppchen“ am Gestade ist in einem Deckenbalken die Jahreszahl 1665 eingeschnitzt.
Das Haus „Zum Treppchen“, ein ehemaliges Winzerhaus wurde aufwendig restauriert und einer gastronomischen Nutzung zugeführt.
Ecke Fischergasse-Gestade
In den 1940ern wurde an der Ecke Fischergasse-Gestade in Nachbarschaft des Hauses „Am Treppchen ein einfaches Wohnhaus mit Scheune neu gebaut. Der Besitzer hatte es 1920 von einer jüdischen Familie erworben, die1938 von Dortmund aus einen Antrag auf Ausreise stellte und im Juni 1938 ausgebürgerte wurde. Über Luxemburg und Lissabon gelang Ihnen im Mai 1941 die Flucht in die USA (Quelle Marie-Luise Conen, Jüdische Familien von der Mittelmosel, 2010). Diese Familie hatte das Haus, das sich seit 1857 in ihrem Besitz befand, im Jahre 1915 neu gebaut.
Ein eher einfaches und eher unscheinbares Gebäude aus den 1940ern mit durchaus geschichtsträchtiger Vergangenheit, wenn man die Vorgängerbauten und ihre Besitzer mit einbezieht.
Altes Häuserensemble in der Untergasse
An der Ecke Untergasse-Gestade befand sich ein größerer Gebäudekomplex, der mittlerweile durch einen Neubau ersetzt wurde. Das Hauptgebäude zählte zu den älteren Lösnicher Häusern. Der bebaute Komplex selbst ist schon auf einer Karte zu erkennen, die um 1688 von den Franzosen im Rahmen der Reunionsvorgänge Ludwigs des XIV. erstellt worden war. Eine Kopie davon befindet sich Stadtmuseum in Traben-Trarbach im Zusammenhang mit dem Bau der Festung Mont Royal (1687-1698).
Der Komplex oder das Ensemble befand sich anfangs des 19. Jahrhunderts am Rand einer mit auf zwei Seiten durch Bäume begrenzten Grünanlage. Der Verlauf des Weges vorbei an dem Komplex hat sich mittlerweile auch in östlicher Richtung verschoben, so dass er heute auf der gegenüberliegenden Seite der Häuser vorbeiführt.