Der Friedhof Lösnich

Rund um die altehrwürdige Friedhofskapelle befinden sich seit Generationen die Grabstellen der Lösnicher Ahnen. Mit ihrem schönen Eingangsportal mit der Jahreszahl 1638 ist die Kapelle der noch erhaltene Teil der bis 1879 genutzten Pfarrkirche. Schiff und Turm wurden 1881 nach dem Umzug in die neue Kirche in zentraler Ortslage niedergelegt.  Die alte Kirche war bis ins 15. Jahrhundert die Mutterkirche der Nachbargemeinden Erden, Rachtig und Zeltingen.

Der Friedhof Lösnich 2009 mit dem erhaltenen Chorraum der alten Pfarrkirche (heute Friedhofskapelle) und dem Blick zur neuen Lösnicher Pfarrkirche im zentralen Ortsbereich. Foto Jürgen Schmid.

Kurzgefasst:
In seinen Ursprüngen ein außerörtlicher Friedhof mit Pfarrkirche auf einem ehemaligen römischen Ruinenfeld. Dies spricht für ein hohes Alter der Friedhofsanlage. Sie entspricht dem römisch-germanisch- und fränkischem Beisetzungsprinzips „extra muros“, also außerhalb des Siedlungsgebietes.

Nach der Zerstörung der römischen Gebäudeeinheit durch einfallende Alamannen oder Germanen um 350 oder 470 n. Chr. wurde das für die landwirtschaftliche Nutzung nicht so gut geeignete Ruinenfeld von der neuen fränkischen Bevölkerung als Beisetzungsfläche verwendet. Mit der einsetzenden Christianisierung wurde in oder an diesem bestehenden Gräberfeld eine Kirche errichtet, um den nun geltenden Bestattungsvorschriften „ad sanctos“, also nahe den „Heiligen“ oder deren Reliqiuen zu entsprechen. Nach einem Neubau der Pfarrkirche im Dorfinnern 1879 wurde der Kirchhof jedoch weiter an alter Stelle benutzt.

Themenübersicht

Der besondere Standort
Standort Ursachenforschung
Extra muros Bestattungsplatz
Siedlungsplatz der Römer
Das Wittum
Gräberfeld Weidenrech
Beisetzung ad sanctos
Das gotische Herz Fenster
Historische Grabkreuze
Grabmäler Lösnicher Pastöre
Die Kindergräber
Die Himmeroder Turmglocken
Die Sakramentsnische
Missionskreuz
Gefallenengedenktafeln
Erweiterte Zeittafel


Der besondere Standort

Abweichend vom gewohnten Bild, dass die Kirche meist an einem zentralen Ort im Dorf oder im Wohngebiet steht, befand sich die Lösnicher Pfarrkirche mit ihrem Friedhof außerhalb am Eingang des Ortes. Dies änderte sich erst 1879, als man sich beim Neubau der mittlerweile zu klein gewordenen Kirche für einen Standort in zentraler Ortslage entschied. Der Friedhof wurde jedoch an bestehender Stelle bis heute weitergenutzt.

Die frühe Besiedlung von Lösnich. Darstellung Jürgen Schmid.

Das heutige Friedhofareal mit seiner Erweiterung von 1887 und dem markierten Standort der 1881 niedergelegten Kirchenschiffs mit Turm. Foto und Bearbeitung Jürgen Schmid.

Aufbau des Friedhofs nach seiner Erweiterung 1887 mit noch eingetragenem Areal des Kirchengebäudes. Skizze Jürgen Schmid.

Rekonstruktionszeichnung der Lösnicher Pfarrkirche auf dem Friedhof nach vorliegenden Größenangaben. Beim Abriss 1881 war das Schiff links und rechts des Turms erweitert bis zur westlichen Abschlusswand desselben. So hatte sie eine fast quadratische Grundfläche von 13 x 13 m. Der Turm selbst hatte eine Grundfläche von 4 x 4 m. Die Friedhofstreppe führte direkt zum Eingangsportal. Zeichnung Jürgen Schmid.

Standort – Ursachenforschung

Was könnten die Gründe für diesen besonderen Standort der alten Kirche mit ihrem dazugehörigen Friedhof sein?

Dorf und Herrschaft Lösnich mit ortsansässigem Rittergeschlecht (13. -14. Jht.) waren im Besitz der Ritter von Lösnich, die ihre Burg mit zugehörigem Gelände auf dem heutigen Anwesen der Familie Simon an der Fährstraße hatten. Die Wohnhäuser der bäuerlichen Bevölkerung lagen östlich der Anlage beginnend im Bereich der Breite Straße. Das Gebiet westlich und oberhalb der Burg war bis ins 17. Jahrhundert kaum oder gar nicht besiedelt. Damit befanden sich Kirche und Friedhof außerhalb der Ortslage. Auffallend ist auch der Standort auf einem mit Mauern umschlossenen Hügel, der heute über die Kirchhoftreppe erreicht wird.

Zugangstreppe zum Friedhof von der Hauptstraße kommend. Foto Jürgen Schmid.

Der „extra muros“ Bestattungsplatz

Die Lage des Friedhofs folgt dabei scheinbar dem bereits in der provinzialrömischen Zeit üblichen Bestattungsprinzip „extra muros“, also „vor den Mauern der Stadt“. Es zielte darauf ab,  die Toten außerhalb des bewohnten Siedlungsgebietes beizusetzen. Nach dem Sieg über die Römer in Gallien siedelten spätestens ab 470 germanische Volksstämme auch in der Moselgegend, möglicherweise haben sich aber auch schon ab 350 Siedler der germanischen Alamnanen hier niedergelassen und die provinzialrömische Bevölkerung abgelöst bzw. sich mit ihr vermischt.  So wird für den ehemals im Lösnicher Hinterwald gelegenen römischen Gutshof aufgrund archäologischer Nachforschungen des Rheinischen  Landesmuseums Trier in den 1970er Jahren angenommen, dass der Hof ein Opfer alamannischer Überfälle geworden sein könnte. Bei dem Gutshof befand sich auch ein römisches Gräberfeld mit 35 festgestellten Grabstellen. Somit der erste nachweisbare bekannte Begräbnisplatz auf Lösnicher Territorium in provinzialrömischer Zeit bis etwa 350.

Die ab 470 einsetzende  „fränkischen Landnahme“ dürfte also auch in Lösnich zu einem entsprechenden  „Bevölkerungswechsel“ geführt haben. Und wo Menschen leben, da wird auch gestorben. Aber wo sind die  Begräbnisplätze aus diesen Zeiten zu verorten? Hier kommt nun der Lösnicher Friedhof ins Spiel.

Die neuen fränkischen Siedler betrieben Ackerbau und Viehzucht und bauten ihre Häuser und Hütten aus Holz. Die Steinbauweise der Römer war ihnen fremd, die Zusammensetzung des dafür benötigten römischen Mörtels war für lange Jahre in Vergessenheit geraten. So waren vorgefundene römische Ruinenfelder eher unheimlich und ihre Nutzung als Ackerfläche kam wohl auch nicht in Frage. Was lag also näher, als derartige Areale einfach als Gräberfelder zu nutzen. Gleichzeitig führte die Christianisierung der Mosellandes wohl ausgehend im 6. Jahrhundert von der Moselmetropole und Bischofsstadt Trier zu neuen Bestattungsformen.

Der Friedhof auf einem Siedlungsplatz der Römer

Bereits 1958 mutmaßte der Historiker und Archäologe Prof. Dr. Kurt Böhner in seiner Veröffentlichung „Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes“, dass sich der Lösnicher Friedhof auf einer römischen Ruinenstätte befinden könnte. Die Franken wären deutlich bestrebt gewesen, ihre Friedhöfe erhöht über den Siedlungen anzulegen. Ruinenstätten wären auch gerne gewählt worden, da sie ungeeignet für den Ackerbau waren. Aber auch abergläubische Gründe können eine Rolle gespielt haben (Böhner, Seite 259). Auch Pfarrer Simon (+1914), der Vorgänger des Lösnicher Pastors Paul Koster (+1934) soll die Vermutung ausgesprochen haben, dass die an der östlichen Friedhofsmauer sich zeigende flache Ausbuchtung des Kirchgrabens einen Fischteich gebildet haben könnte, wie er von den Römern bei ihren Villen sehr beliebt war. Folgender Fund aus dem Jahre 1911 ihn könnte zu dieser Annahme veranlasst haben, denn im selben Jahr entdeckte ein Totengräber auf dem Friedhof römische Mauerreste und Bruchstücke einer römischen Schale aus „terra sigillata (Trierer Jahrbuch 4, 1911)

Die 1911 entdeckten Reste einer Schale aus terra sigillata aus der Römerzeit. Foto Jürgen Schmid.

Im Umfeld der Begräbnisplätze wurden gehäuft römischen Ziegel- (auch Dachziegel) und römische Estrichreste gefunden, wie sie in römischen Bädern oder Feuchträumen anzutreffen sind (dokumentiert von Jürgen Schmid).

Römische Tonscherbenfunde vom Lösnicher Friedhof. Hier Bruchstücke von Dachziegeln (tegulae).Fotos Jürgen Schmid.

Römische Mörtel- und Estrichfunde vom Lösnicher Friedhof (Opus caementitium und opus signinum). Fotos Jürgen Schmid

Vorder- und Rückseite eines Bruchstücks römischen Estrichs gefunden 2025 auf dem Gelände des Lösnicher Friedhofs. Fotos Jürgen Schmid.

Auch an verschiedenen Stellen der Friedhofsmauer sind römische Stein- und Ziegelreste zu erkennen, die wohl an Ort und Stelle gefunden und einfach mit verbaut wurden.

In Summe belegen die Fundstücke, dass auf dem Gelände des heutigen Friedhofs einmal ein römisches Gebäude gestanden haben muss. Eine im vergangenen Jahr abgeschlossene Sondagegrabung des Rheinischen Landesmuseums Trier oberhalb des Friedhofs legte eine vermutlich antike Begrenzungsmauer frei, bei der man ebenfalls auf Relikte römischer Tonscherben stieß. Eine Veröffentlichung der Dokumentation der Grabungsergebnisse wird mit Spannung erwartet. Möglicherweise ergaben sich neue Details zur römischen Besiedlung auch in der nahen Umgebung des Friedhofs.

Das Gräberfeld mit Sarkophagen im Weidenrech

Nach Aussage von Ortseingesessenen sollen um 1900 beim Bau des Forsthauses (Ortseingang aus Richtung Erden) vier Sarkophage gefunden worden sein (über Beigaben ist nichts bekannt). 1937 wurden zwei Frankengräber (ein Sarkophag) vom LM Trier (Trierer Zeitschrift, 13,1938) im Distrikt Weidenrech ausgegraben.

Fundlage der Sarkophage im Weidenrech. Foto Jürgen Schmid.

Der fränkische Sarkophag aus dem Weidenrech. Foto Ehemaliges Pfarrhaus Lösnich.

Die „ad sanctos“ Beisetzung der frühen Christen

Die ersten  Kirchen entstanden und es war verpflichtend, dass die Christen nun auf „Friedhöfen“ direkt bei der Kirche beerdigt werden mussten. Es war ihr Recht, nach dem Prinzipad sanctos beigesetzt zu werden, also so nahe wie möglich bei den Heiligen beziehungsweise deren Reliqiuen, die sich im Altar der Kirche befanden.

So kam es aber auch vor, dass umgekehrt neben dem Neubau einer Kirche mit Friedhof eine Kirche auch in ein bereits schon länger vorhandenes Gräberfeld gebaut und integriert wurde. Dies  könnte auch ein denkbares Szenario für Lösnich gewesen sein. Auch die Franken und frühen Christen hatten das Prinzip extra muros übernommen und änderten erst im Mittelalter langsam die Praxis, ihre „Kirche mit zugehörigem Friedhof“ in zentralen Ortsbereichen anzulegen.

Für diese Theorie, dass die Lösnicher Friedhofsanlage mit Kirche außerhalb des Ortes „ex muros“ auf einem ehemaligen römischen Ruinenfeld entstanden ist, spricht auch, dass die 1900 und 1937 ausgegrabenen Sandsteinsarkophage (insgesamt 6) im Bereich des Weidenrech am Ortseingang aus Richtung Erden kommend aus römischer Zeit stammen.

Nach gängiger römischer Praxis bestatteten sie ihre Toten gerne am Rande wichtiger Straßen „außerhalb der Stadt“ und demonstrierten mit entsprechen Grabmälern den Reichtum und Status ihrer Familie. So könnte es sein, dass hochgestellte Lösnicher Franken dort vorhandene römische Sarkophage wieder belegten. Die dort vorher beigesetzten Römer könnten durchaus ehemalige Bewohner der auf dem Friedhofgelände vermuteten Römervilla gewesen sein. Das nach der Zerstörung der Villa bei der fränkischen Landnahme um 470 entstandene römische Ruinenfeld wurde seinerseits als Begräbnisfeld für die einfache bäuerliche Bevölkerung der Franken genutzt.

Alles in allem spricht vieles dafür, dass der Lösnicher Friedhof mit seiner bis 1879 noch existierenden Pfarrkirche schon seit dem Hochmittelalter existierte und seine Entstehung bis in die Römer- und Frankenzeit verweist. Es sei noch erwähnt, dass sich außen rechts am Chorraum ein Beinhaus, ein Gewölbe zur Aufbewahrung von Gebeinen befand. Diese Beinhäuser wurden schon im 11. und 12. Jahrhundert eingeführt, um Platz auf überfüllten Friedhöfen zu schaffen. So wurden nach verkürzter Liegezeit relativ schnell eine Exhumierung vorgenommen, um ein bestehendes Grab neu belegen zu können. Dies ist ebenfalls ein starkes Indiz, dass die ehemalige Lösnicher Pfarrkirche mit ihrem Friedhof schon sehr alt sein muss. Beim Abriss der Kirche 1881 ist es zerstört worden, wie Pfarrer Paul Koster 1928 berichtete. Nicht widersprechen möchte man auch seiner Aussage aus dem gleichen Jahr: „Der Ausgangspunkt der Geschichte Lösnichs, ich möchte sagen, Lösnichs geschichtliche Keimzelle bildet der Friedhof“.

Die beschriebene besondere außerörtliche Lage von Kirche und Friedhof ist neben Lösnich auch in weiteren Orten in der Umgebung festzustellen Die erste Rachtiger Kirche befand sich im heutigen Flur „Altkirch“ zwischen Rachtig und Ürziger Mühle. Sie wurde mit einem Neubau 1725 in den Ort verlegt, wobei jedoch der alte Friedhof aufgelöst und im Ort bei der Kirche neu angelegt wurde.

Die an den Standort der alten Rachtiger Kirche erinnernde Kapelle in den Weinbergen auf „Altkirch“ in Rachtig und die neue Kirche im Dorfinneren. Fotos Jürgen Schmid.

Weiter können genannt werden die heute ebenfalls nicht mehr vorhandene Peterskirche auf der Anhöhe zwischen Kinheim und Kröv, wie auch die Bartholomäuskirche bei Olkenbach. Sie war auch ein beliebter Wallfahrtsort der Region, die auch von den Lösnichern einmal jährlich aufgesucht wurde. Ein weitere Kirche außerhalb des Ortes war die sogenannte „Reilkirche“ mit Friedhof gegenüber von Reil, ebenfalls ein weithin bekannter Marien-Walffahrtsort.

Der Flurdistrikt Auf´m Wittum

Beim Versuch, die Erbauung der alten Lösnicher Kirche auf dem Friedhof zeitlich näher einzugrenzen kann auch der Distrikt Auf´m Wittum ein möglichen Hinweisgeber sein. Noch 1654 erscheint in Lösnicher Güterverzeichnissen die Parzellenbezeichnung „Widumb“. Der Begriff Wittum stammt aus dem mittelalterlichen Sprachgebrauch und bezeichnete sogenannte „Versorgungsgüter“ für Personen oder auch Instutitionen. So auch das Pfarrwittum, dass mit diesem „gewidmeten Gut“ die Versorgung einer Kirche und den Unterhalt des Pfarrers sicherte. So war es im Frühmittelalter gängige Praxis, dass beispielsweise der örtliche Adel hin bis zum König auf privatem Boden eigene Kirchen bauen konnten, deren Versorgung als „Eigenkirchen“ aber vom Erbauer selbst gewährleistet werden musste. Dieses Eigenkirchenrecht wurde Ende des 12. Jahrhunderts schließlich durch das Patronatsrecht abgelöst. Damit gewannen Kirche und Klöster wieder mehr Einfluß auf die Einsetzung und Bestimmung der Geistlichen. Ab 1252 war in Lösnich wie bereits beschrieben der Deutsche Orden der Inhaber des Patronats der Kirche und als Empfänger des Kirchenzehnts auch für die Versorgung und auch den baulichen Erhalt der Kirche zuständig. Er hatte aber auch das Recht, Pfarrer seiner Wahl anzustellen. Dies änderte sich erst ab 1803 mit der Säkularisation unter Napoleon, als auch Lösnich eine eigenständige Pfarrei wurde und der Pfarrer ein „Staatsgehalt“ erhielt, das nun über die Gemeindekasse finanziert werden musste.

Aber zurück zum Flurnamen Wittum. Er könnte ein Indiz dafür sein, dass die Kirche auf dem Lösnicher Friedhof eine vom Lösnicher Ortsadel oder einer anderen „weltlichen Obrigkeit“ vor dem 12. Jahrhundert errichtete Eigenkirche gewesen ist, die erst später als Patronatskirche in den Besitz verschiedener Abteien oder weltlicher Adelshäuser gelangte.

Gotisches Chorfenster

Auf der Südseite der Kapelle befindet sich noch ein historisches Kirchenfenster mit gotischem Maßwerk in Form einer sehr selten vorkommenden Herzornamentik.

Das Kirchenfenster mit Herzornamentik im Maßwerk. Foto Jürgen Schmid.

Mit großer Wahrscheinlichkeit steht das gotische Herz im Zusammenhang mit der schon im 13. Jahrhundert aufkommenden Herz Jesu Verehrung, die im im hohen Mittelalter an Intensität zunahm. Insbesondere Im Erzbistum Köln wurde der sogenannte Herz Jesu Freitag als Hochfest begangen. Dieser Herz Jesu Freitag war ein bevorzugter Festtag zur Weihe von Priestern im Bistum. Ansonsten ist jeder 1. Freitag im Monat ein Herz Jesu Freitag.

Es sei noch darauf hingewiesen, dass dieses „gotische Herz“ mit doch hohem Seltenheitswert einen weiteren Vertreter gefunden hat und zwar im aus dem 13. Jahrhundert stammenden Chorraum der Stiftskirche Berchtesgaden unweit von Salzburg.

In der heutigen Pfarrkirche St. Vitus im Dorf findet die Herz Jesu Verehrung ihre Fortsetzung sogar mit einem eigenen Altar. Im rechten Seitenaltar (Barock) befindet sich als Hauptfigur die Darstellung Jesu mit Kreuz und offenem Herzen. Sie wurde aber erst 1916 hier postiert. Der Altar stand schon in der alten Kirche auf dem Friedhof und könnte der Hauptaltar gewesen sein. Als zentrales Element beherbergte er St. Vitus im Ölkessel (heute im Pfarrhaus deponiert) über einem im Renaissancestil gehaltenen Tabernakel mit Rokokokreuz. Der heutige Hauptaltar in St. Vitus war in seinen Grundelementen bis 1879 der „Johannes Evangeliste Altar“, der Stiftungsaltar der Reichsgrafen von Kesselstatt als rechter Seitenaltar in der alten Kirche.

Herz Jesu Altar in der Lösnicher Pfarrkirche St. Vitus. Foto Jürgen Schmid.

Historische Grabkreuze

In einer kleinen Rotunde auf der Westseite des Friedhofs sind mehrere kleine Grabkreuze aus überwiegend rotem Sandstein eingelassen. Sie waren schon vorher in die heute nicht mehr vorhandene westliche Begrenzungsmauer des Friedhofs integriert. Sie stammen aus dem 19. und 18. Jahrhundert.

Historische Grabkreuze aus dem frühen 19., 18. und 17. Jahrhundert. Foto Jürgen Schmid 2009.

Die Motive der Sandsteinkreuze
(von rechts nach links)

  • Die fünf Wunden Christi
  • Das Jakobus Kreuz
  • Das Echternacher Kreuz
  • Der Heilige Rock und die fünf Wunden Christi
  • Jesus am Kreuz
  • Frühmesser Grabkreuz (nicht mehr vorhanden)

Das Echternacher Kreuz

Auffallend das Kreuz in der Mitte aus weißem Sandstein. Die künstlerisch hervorragende Gestaltung im Rokokostil macht es zu den schönsten noch erhaltenen Grabdenkmälern des 18. Jahrhunderts auf dem Friedhof. Die Inschrift lautet: Dahier liegt begraben Matias (Matthias) Lanser aus Echternach sein eliger (ehelicher) Sohn Hans Georg. RIP (nach Paul Koster, 1928). Er war wohl der Sohn des Försters Matthias Lanser aus Echternach, der 1752 eine Susanne Moseler aus Lösnich in Echternach heiratete. Sie verstarben 1782 und 1787 in Echternach.

Grabkreuz von Hans Georg Lanser aus Echternach aus dem 18. Jahrhundert. Foto Jürgen Schmid.

Der Heilige Rock und die fünf Wunden Christi

Das Kreuz daneben links aus rotem Sandstein wurde ebenfalls aus der alten Westmauer übernommen. Laut seiner heute kaum noch lesbaren Inschrift verstarb am „15. Julius 1810“ der erst 17 jährige Johann Stephan Ehlen. Das Kreuz wird von einem Engel geziert, der den Hl. Rock ausbreitet. Pfarrer Paul Koster vermerkte 1928 dazu, dass die Abbildung wohl daran erinnern sollte, dass der Jüngling durch den Tod nicht mehr an der Wallfahrt zum Hl. Rock nach Trier im September 1810 teilnehmen konnte. Auf dem Hl. Rock zusätzlich das „Herz Jesu Motiv“ mit 3 darüber befindlichen Nägeln, daneben die Hände von Jesus in der typischen „Kreuzzeichenhaltung“, die man häufig bei Jesusabbildungen findet. Unterhalb des Herzen die Füße Jesu. Die christliche Symbolik der „Fünf Wunden Christi“, die schon im Mittelalter Verbreitung fand.

Grabkreuz mit Hl. Rock Motiv aus 1810 von Johann Stephan Ehlen. Foto Jürgen Schmid.

Die fünf Wunden Christi

Ein Kreuz ausschließlich mit dem fünf Wunden Christi Motiv findet sich sich rechts außen in einem schon schon stark verwitterten Zustand. Unter dem Relief befindet sich die Darstellung eines Totenschädels.

Altes Grabkreuz mit dem 5 Wunden Christi Motiv, über das nichts weiter bekannt ist im Zustand von 2009 und 2025. Fotos Jürgen Schmid.

Bei diesem wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Sandsteinkreuz könnte es sich um ein nachträglich auf den Friedhof versetztes altes Flurkreuz handeln. Ein vergleichbares Kreuz mit dem gleichen Reliefmotiv der fünf Wunden Christi ist auch für Mechernich-Holzheim bei Euskirchen dokumentiert. Hier wird es als Bitt- und Bußkreuz bezeichnet, das im Zusammenhang gebracht wird mit früheren Bittprozessionen in die Fluren und Felder. Bei diesen Prozessionen wurde für gutes Wetter und eine gute Ernte gebetet. Übliche Termine waren der Markustag und die drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Es könnte in Lösnich einmal als Anlaufpunkt für die auch für Lösnich nachgewiesene Markusprozession gedient haben.

Auf einer alten Karte eines französischen Kartographen aus der Zeit um 1700 sind auch bei Lösnich zwei Flurkreuze eingetragen. Eins unweit des alten Wasserbehälters auf der Höhe am Weg vom Kluckert ins Tal Richtung Lösnich und Kindel, ein weiteres im Bereich des alten Judenfriedhofs im Flurbereich „Arbert“ und „In der Lust“, wo auch heute ein neueres Kreuz, jedoch mit „Korpus Christi“ am Weg Richtung Waldkapelle steht. Hat es vielleicht das „Fünf Wunden Kreuz“ ersetzt, da dieses schon sehr angegriffen war?

Ebenfalls durchaus erwähnenswert ist, dass die drei im Relief über dem Herz dargestellten Nägel in ihrer doch etwas außergewöhnlichen Form sehr dem im Trierer Dom seit Jahrhunderten verwahrten „Heiligen Nagel“ vom Kreuz Jesu nachempfunden zu sein scheinen. Möglicherweise hat der Steinmetz des Sandsteinkreuzes vom Aussehen dieses Nagels Kenntnis gehabt gestalterisch auf diesen Nagel in Trier Bezug genommen.

Das Flurkreuz neueren Datums mit Weinstockmotiv und Inschrift „Gott segne unsere Arbeit“. Foto Jürgen Schmid.

Das Jakobus Kreuz

Das zweite Kreuz von rechts ist ebenfalls schon sehr angegriffen und schon stark verwittert. Es zeigt als Reliefdarstellung wahrscheinlich St. Jakobus d. Älteren. Er zählte zu den Aposteln Jesu und war der Bruder des Evangelisten Johannes. Sein Apostelgrab in Santiago de Compostela ist heute das Ziel des weltberühmten Camino Pilgerweges, dessen Erkennungszeichen die „Jakobs-Muschel“ ist. 44 nach Christus soll Jakobus von König Herodes Agrippa I. durch das Schwert hingerichtet worden sein. Die Gebeine Jakobus des Älteren sollen später nach Spanien gelangt sein. Zu den sogenannten „Atttributen“ des Pilgers gehörten seit dem 10. Jahrhundert auch Pilgertasche und Pilgerstab. Auf dem Kreuzrelief in Lösnich konnte man 2009 bei genauerem Hinsehen noch eine Umhängetasche und einen Pilgerstab erkennen. Dies spricht sehr dafür, dass es sich hier um eine schöne Reliefdarstellung von Jakobus dem Älteren handelte.

Grabkreuz mit Darstellung des Apostels Jakobus. Fotos Jürgen Schmid 2009 und 2025.

Eine künstlerisch anspruchsvolles Motiv könnte sich im Kopfbereich befunden haben, wenn man der Interpretation der leider nur noch schwer erkennbaren Details folgen mag. Auf der stark vergrößerten Aufnahme von 2009 glaubt man einen nach hinten liegenden oder gelegten menschlichen Körper erkennen zu können. Bei diesem Motiv könnte es sich um die im Mittelalter schon sehr verbreitete „Gnadenstuhl“ Darstellung handeln. Sie symbolisiert die Dreifaltigkeit, wobei Gottvater den Leichnam Jesu in den Armen hält. Darüber schwebte auf vergleichbaren Motivdarstellungen noch eine Taube, die den Hl. Geist symbolisierte. Ungewöhnlich auch, dass die Position des „Gnadenstuhls“ den Kopf des Jakobus verdeckt. Womöglich auch als Hinweis auf den Märtyrertod des Jakobus durch Enthauptung zu verstehen?

Die 2009 noch erkennbaren „Attribute“ des Apostels Jakobus des Älteren. Foto und Bearbeitung Jürgen Schmid.

Die besondere künstlerische Gestaltung dieses Lösnicher Friedhofkreuzes war sicherlich mit ein Grund, dass schon Generationen vorher so beeindruckt davon waren, dass sie es aufhoben und zur Erinnerung auf dem Friedhof ehemals eingemauert in der alten Westmauer beließen. Leider hat es besonders in den letzten Jahren sehr gelitten und scheint so mehr und mehr dem Verfall preisgegeben.

Die Apostelfigur scheint auf einem kelschförmigen Sockel platziert zu sein.

Jesus am Kreuz

Ein ebenfalls schon sehr verwittertes Kreuz ganz links in der Rotunde lässt noch den Gekreuzigten erkennen. Hinweise auf einen Verstorbenen und das Alter des Kreuzes sind leider nicht mehr vorhanden, aber es mag einen besonderen Grund gegeben haben, weshalb man das Kreuz als Erinnerung aufbewahrte. Möglicherweise war es auch ein ehemaliges Flurkreuz.

Altes Sandsteinkreuz mit Darstellung des Gekreuzigten ohne weitere Angaben. Foto Jürgen Schmid 2025.

Frühmesser Grabkreuz

Ein heute nicht mehr vorhandenes Grabkreuz aus grauem Basalt erinnerte noch bis vor einigen Jahren an den ehemaligen aus Lösnich stammenden Frühmesser Johann Conrad Stephan Schurph. Er verstarb im Januar 1809. In Lösnich existierte seit 1711 eine Frühmessstifung des aus Lösnich gebürtigen Mainzer Kaufmanns Johannes Weingärtner.

Grabstein des aus Lösnich gebürtigen Frühmessers Stephan Schurph. Foto Jürgen Schmid 1980

Der 1809 verstorbene Frühmesser entstammte gemäß den Stiftungsrichtlinien aus einer Linie des Stiftes Johannes Weingärtner, der Familie Schurph, die über Generationen den Schultheißen der Herrschaft Lösnich stellte. Der erste namentlich bekannte war 1654 der „Kayserliche Notarius Publicus“ Johann Bernhard Schurph, der Ururgroßvater des Frühmessers. Der letzte war Johann Peter Schurph 1785. Durch die Ehe seiner Tochter Anna Gertrud mit dem aus Zeltingen gebürtigen Sebastian Alois Ehlen 1781 in Lösnich ging das Amt des Schultheißen für lange Zeit an Mitglieder der Familie Ehlen. Möglicherweise sind die Vorfahren der Familie Schurph in der aus St. Gallen stammenden Linie zu suchen. Ein Enkel des St. Gallener Bürgermeisters Johannes Schurff , mit Namen Hyronymus Schurff studierte in Tübingen und war 1504 Rektor an der Universität Tübingen. Er verstarb 1554 als deutscher Jurist in Frankfurt (Oder).

Grabdenkmäler und Erinnerungstafeln Lösnicher Pastöre

Im Bereich der Eingangspforte der Friedhofskapelle befinden sich noch mehrere Grabkreuze und Erinnerungstafeln ehemaliger Lösnicher Pfarrer.

Name und Wirkungsdauer in Lösnich

  • Johann Peter Mayer 1803-1826
  • Josef Zils 1826-1862
  • Matthias Monshausen 1863-1886
  • Wilhelm Sasges 1886-1907
  • Wilhelm Simon 1908-1914
  • Paul Koster 1914-1930

In der französischen Zeit (1794-1815) wurden durch die Säkularisationsmaßnahmen Napoleons 1803 kirchliche Instutitionen aufgelöst, Abteien und Klöstern aufgelöst und Kirchengüter verstaatlicht. Der Deutsche Orden als Inhaber der Pfarreien Zeltingen, Rachtig, Erden und Lösnich verlor seinen Einfluß und die Pfarreien wurden neu geordnet. Die nun vier Pfarreien wurden eigenständig. Den Pfarrern von Zeltingen und Rachtig wurde ein Staatsgehalt zugestanden, das Gehalt des Lösnicher und Erdener Pfarrers musste jeweils von der Gemeinde aufgebracht werden.

Johann Peter Mayer

An den ersten Lösnicher Pfarrer Johann Peter Mayer (1803-1826) wird direkt links am Eingangsportal der Kapelle erinnert. Er versuchte noch 1816 in umfangreicher Korrespondenz Reichsgraf Clemens von Kesselstatt davon zu überzeugen, dass Lösnich mit Erden zusammengelegt werden könnte, um die Seelenzahl für ein Staatsgehalt zu erreichen. Lösnich blieb jedoch eine „bischöfliche Pfarrei“, deren Pfarrergehalt weiterhin von der Gemeinde entrichtet werden musste.

Erinnerungsplatte an den ersten Lösnicher Pastor Johann Peter Mayer, 1826 verstorben und neben der Kirche beigesetzt.

Johann Josef Zilz und Matthias Monshausen

An der linken Außenmauer befindet sich die Erinnerungstafel an Pastor Johann Josef Zils (1826-1862) und den Erbauer der neuen Lösnicher Pfarrkirche 1879, Pastor „Matthias Monzhausen“ (1863-1886). Selbiger schrieb damit für die Gemeinde ein bedeutendes Stück Lösnicher Kirchengeschichte.

Pastor Josef Zils wurde 1798 in Bernkastel geboren. 1824 in Trier zum Prister geweiht nahm er nach seiner Kaplanszeit in St. Gangolf in Trier 1826 seinen Dienst in Lösnich auf. Nach 36-jähriger Tätigkeit emeritierte er 1862 und lebte noch bis zu seinem Tod 1872 bei seinem Bruder Johann Zils in der Fischerstraße 5, dem heutigen Hotel Treppchen. Johann ist ein Vorfahre der noch heute in Lösnich lebenden Zilslinie.

Die Pastöre Johann Josef Zils und Matthias Monzhausen. Foto Jürgen Schmid

An Pastor Monshausen erinnern heute noch die schönen Chorfenster in der Lösnicher St. Vitus Kirche im Ort. Die in Koblenz gefertigten Glasfenster waren ein Geschenk von ihm an die Gemeinde, wie 1928 noch Pastor Paul Koster zu berichten wusste.

Die von Matthias Monshausen gestifteten Chorfenster in St. Vitus Lösnich. Foto Jürgen Schmid.

Wilhelm Sasges

Ihm folgte Wilhelm Sasges (1886-1907). Sein Grabmal befindet links vom Eingangsportal, neben der Erinnerungstafel des bereits erwähnten ersten Pastors Johann Peter Mayer.

Grabdenkmal von Pastor Wilhelm Sasges (1886-1907). Foto Jürgen Schmid.

Familie Sasges stiftete der Gemeinde einen eisernen Kerzenständer mit Widmung zu Wilhelm Sasges 60-jährigem Priesterjubiläum 1908. Er steht heute in der Friedhofskapelle und hat schon so manchem Lösnicher Verstorbenen auf seinem letzten Weg „zur Seite gestanden“.

Messingschild mit Widmung für Wilhelm Sasges von 1906. Foto Jürgen Schmid.

Wilhelm Simon

Rechts vom Eingangsportal befindet sich das Grabmal von von Pfarrer Wilhelm Simon, der nur 6 Jahre in Lösnich tätig war.

Grabmal von Pastor Wilhelm Simon (1908-1914). Foto Jürgen Schmid.

Bernard Mayer

Links neben Wilhelm Sasges eine Erinnerungstafel aus rotem Sandstein für den Kinheimer Ex-Pastor Bernard Mayer, der dort von 1808 bis 1823 tätig war (verstorben 1823). Warum er in Lösnich beigesetzt wurde, könnte in Verbindung damit stehen, dass 1823 der Kinheimer Friedhof verlegt wurde und ein Neubau der Kirche in Planung war, da die alte Kapelle zwischen den Häusern zu klein geworden war. Um eine würdige Beisetzung des Pfarrers direkt an der Kirche „ad sanctos“ sicherzustellen, war es durchaus naheliegend, auf Lösnich zurückzugreifen, da Kindel seit 1803 noch über 1823 hinaus in Lösnich eingepfarrt war.

Erinnerungstafel von Ex-Pastor „Bernardus Mayer“ aus Kinheim (+1823). Foto Jürgen Schmid.

Paul Andreas Koster

Rechts neben dem Grabmal von Wilhelm Sasges befindet sich das wohl aufwendigste Grabmal mit dem Antlitz des 1934 verstorbenen Pfarrers Paul Koster mit zum Beten gefalteten Händen. Er soll es schon zu Lebzeiten bestellt haben. Er stand den Lösnichern bereits im 1. Weltkrieg zur Seite und galt als sehr heimatverbunden. Er widmete sich gerne und ausgiebig der Lösnicher Ortsgeschichte, wie er mit seinem beeindruckenden Aufsatz in einer Festschrift von 1928 dokumentierte.

Grabmal Paul Koster 1934. Auffallend dabei ist, dass der Bildhauer bei der künstlerischen Gestaltung der Reliefdarstellung offensichtlich mit der allgemein üblichen Tradition zu brechen scheint und bewusst oder unbewusst die Seitenwunde Jesu auf die linke Seite des Korpus verlegt (Draufsicht rechts). Wollte Paul Koster damit noch etwas zum Ausdruck bringen? Wer weiß? Foto Jürgen Schmid.

Pastor Paul Koster (1914-1930). Foto Hermann Caspary.

Auch er hinterließ der Gemeinde zur Erinnerung ein schönes Kirchenfenster in der Friedhofskapelle. 1930 stiftete er das das Fenster links über der Gedenktafel für die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges.

Stiftungsfenster von Paul Koster aus 1930. Foto Jürgen Schmid.

Aber auch in der Lösnicher Kirche hat Paul Koster der Lösnicher Gemeinde 1916 ein sehr schönes Andenken hinterlassen. Die zentrale Jesus Figur mit Kreuz auf dem rechten Herz Jesu Seitenalter ist ein Geschenk von Paul Koster zu seinem 25- jährigem Priesterjubiläum.

Von Pfarrer Paul Koster 1916 gestiftete Jesus Darstellung am rechten Seitenaltar. Foto Jürgen Schmid.

Die Sockelaufschrift an der Jesus Darstellung am Herz Jesu Altar mit Widmung zum 25-jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Paul Koster. Foto und Bearbeitung Jürgen Schmid.

Die alte Sakramentsnische

Am rechten Strebepfeiler der Kapellenportals befindet sich auf der Rückseite ein eher unscheinbares kleines sandsteinumfasstes Eisengitter. Es handelt sich hier um die Sakramentsnische, die seit dem 12. Jahrhundert in Kirchen als ständiger Aufbewahrungsort von konsekrierten Hostien z.B. für die Sterbekommunion wie auch für Taufutensilien genutzt wurde und befand sich im Inneren des Chorraums. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts galt jedoch nach Einführung des Tabernakels die Verpflichtung, diese nicht mehr zu Nutzen. Sie wurde wohl wegen Platzmangels bei der Aufstellung der Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege um 1930 zur Erinnerung nach Außen verlegt.

Alte Sakramentsnische im rechten Strebepfeiler der Kapelle aus dem Innern der Kirche. 1929 befand sie sich noch an gleicher Stelle an der Außenwand. Foto Jürgen Schmid.

Die Kindergräber

Die Kindergräber hatten auf dem Friedhof noch lange einen eigenen Bereich. Beim Betreten des Friedhofs vom oberen Eingang aus befanden sich die Gräber rechts oberhalb der Friedhofskapelle. Heute wird der Bereich durch Erwachsenengräber belegt.

Das ehemalige Kindergräberfeld oberhalb der Kapelle 2019. Foto Jürgen Schmid.

Ältere Lösnicher werden sich noch gut daran erinnern können. Die Grabstellen waren einfach ausgestattet und in der Regel mit weißen Holzkreuzen ausgestattet. Auch die Grabeinfassungen blieben überwiegend aus Holz. Zwei Fotos von 1929 und 1930 im Foto Archiv Marburg zeigen die enge Belegung mit Kindergräbern in dieser Zeit.

Die Himmeroder Turmglocken

Was leider offen bleiben muss, ist der Verbleib der Turmglocken der alten Lösnicher Kirche auf dem Friedhof. Laut Pfarrer Paul Koster hingen nach einer Notiz eines alten Kirchenbuches aus dem 18. Jahrhundert zwei Glocken aus der Zisterzienserabtei Himmerod im Lösnicher Turm, der zuletzt 1604 neu gebaut worden war. Bereits 1516 wird der Turm in einem Streit zwischen Erden und Lösnich erwähnt. Für die neue Kirche wurden drei neue Glocken von der Firma Mabilon aus Saarburg gegossen.

Eingangsportal der Abteikirche Himmerod in der Eifel. Foto Jürgen Schmid.

Zwei davon fallen bereits dem 1. Weltkrieg als Metallspende zum Opfer. Danach ersetzt durch drei neue Glocken der Firma Humpert aus Brilon werden zwei davon 1942 wieder vom Turm geholt und verließen Lösnich ebenfalls als „Metallspende ans „Reich„. Diese wurden nach dem Krieg wieder ersetzt durch 2 neue Glocken aus der Glockengießerei Mark aus Brockscheid in der Eifel.

Die zwei 1942 vom Turm geholten Briloner Glocken. Foto Inge Kessler.

Gefallenen-Gedenktafeln

Um 1930 wurden zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges im Chorraum der Friedhofskapelle errichtet.

Die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges. Foto Jürgen Schmid.

Die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges. Foto Jürgen Schmid

Vor der Kapelle versammelte man sich alljährlich zum Volkstrauertag zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Dieser Gedenktag wurde erstmals 1922 im Deutschen Reichstag und seit 1952 als als stiller Gedenktag vor der Adventszeit begangen. Auf den Treppenstufen erinnerte der Bürgermeister vor versammelter Gemeinde an die Opfer der Weltkriege.

Ansprache zum Volkstrauertag auf den Treppestufen der Kapelle durch den ehemaligen Ortsbürgermeister Albert Arns (1948-1979). Foto Manfred Arns.

Missonskreuz

Am südlichen Eingang des Friedhofs steht ein Sandsteinkreuz mit Fegefeuermotiv und der Widmung CRUX MISSIONIS mit unbekanntem Errichtungsdatum. Vermutlich wurde es im Rahmen einer der im 19. Jahrhundert sehr verbreiteten Volks- und Gemeindemissionen aufgestellt.

Historisches Missionskreuz aus dem 19. Jahrhundert.

Ergänzende Zeittafel zur Geschichte des Friedhofs

1066 Beisetzung des bei Ürzig ermordeten designierten Trierer Erzbischofs Kuno von Pfullingen in Lösnich. Nach nur zwei Wochen wurde sein Leichnam nach Tholey gebracht und dort endgültig beerdigt.

Felsformationen bei der Ürziger Urley, wo Kuno von Pfullingen von Trierer Schergen ermordet wurde.

Grab des Kuno von Pfullingen in der Abteikirche in Tholey. Foto Jürgen Schmid.

1241 Das Patronat der Lösnicher Kirche mit den Filialkapellen Zeltingen, Rachtig und Erden befindet sich im Besitz der Abtei Mönchenladbach und wird im selben Jahr an den Grafen und ehemaligen Kreuzzugsteilnehmer Heinrich von Sayn veräußert.

Ein nicht durch weitere schriftliche Hinweise bestätigtes frühes Besitzverhätnis der Parrei Lösnich wird 1816 von Pastor Meyer erwähnt. Hier heißt es in einem Schreiben an Clemens Reichsgraf von Kesselstatt: „Es ist auch kein Zweifel, das dermahlen, da noch das Haus Zweibrücken die hiesigen Pfarrrechte besaß, und noch vor der Incorporation ehe noch die Zehnten an den teutschen Orden übergangen, einen Pfarrer zu Lösnich citiert habe.“ Die Quelle zu diesem Hinweis gab er leider nicht an.

Unter anderem verfügte die Grafschaft Zweibrücken über die Vogteirechte des sehr bedeutenden Klosters Hornbach und Allodialgüter zwischen Rhein und Mosel. So könnte auch die Kirche von Lösnich dazu gehört haben, als sie möglicherweise noch eine Eigenkirche war, bis sie 1241 als Besitz der Abtei Mönchenglachbach erscheint

1252 Nach dem Tod von Heinrich von Sayn 1247 Schenkung der Lösnicher Kirche und ihrer Filialkapellen durch die Wittwe Gräfin Mechthild von Sayn an den Deutschen Orden.

Grabmal von Kreuzzugsteilnehmer Graf Heinrich von Sayn in der Abteikirche Sayn, dem Besitzer der Lösnicher Patronats im Jahre 1247.

1536 Im Protokoll des herrschaftlichen Jahrgedings von 1536 wird erwähnt, dass dieses unter den Bäumen vor der Kirche abgehalten wird.

1604 Bau des Kirchturms.

1638 Neubau der Kirche durch den Deutschen Orden

1879-1881 Abriss von Schiff und Turm der Kirche auf dem Friedhof, nachdem ein Neubau der Pfarrkirche in Dorfmitte erfolgt war, Der Chor blieb erhalten und dient seitdem als Friedhofskapelle. Das Portal der alten Kirche mit dem Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens von Johann Kaspar von Stadion wurde im Triumphbogen der alten Kirche integriert und blieb so ebenfalls der Nachwelt erhalten.

1887 Nutzug der Fläche der niedergelegten Kirche für die Anlage von Grabstellen mit zusätzlicher Erweiterung des Friedhofs in Richtung Süden. Dies führte nahezu zu einer Verdopplung der Fläche für Grabstellen.

1900 Nach Aussage von Ortseingesessenen sollen um 1900 beim Bau des Forsthauses (Ortseingang aus Richtung Erden) vier Sarkophage gefunden worden sein (über Beigaben ist nichts bekannt). 1937 wurden zwei Frankengräber (ein Sarkophag) vom LM Trier (Trierer Zeitschrift, 13,1938) im Distrikt Weidenrech ausgegraben.

1911 Ein Totengräber entdeckt auf dem Friedhof römische Mauerreste und Bruchstücke einer römischen Schale aus „terra sigillata“ (Trierer Jahrbuch 4, 1911)

1980 Renovierung der im gleichen Jahr unter Denkmalschutz gestellten Friedhofskapelle und Neugestaltung des Friedhofs.