Der Lösnicher Friedhof ursprünglich angelegt um die alte bis 1879 genutzte Pfarrkirche, von der nur noch der Chor erhalten ist. Schiff und Turm wurden 1881 niedergelegt. Im Hintergrund die neue 1879 erbaute Pfarrkirche in Dorfmitte.

Erstmals ins historische Rampenlicht trat der Friedhof mit der Beerdigung des bei Ürzig von Trierer Mordgesellen ums Lesben gebrachte designierte Trierer Erzbischof Kuno von Pfullingen. Festgehalten in einem Bricht hat diesen Vorgang ein zeitgenössischer Mönch der Abtei Tholey im Saarland schon kurz nach der Ermordung Kunos. 14 Tage nach seiner Beisetzung in Lösnich wurde Kuno wieder exhumiert und nach Tholey gebracht. Sein Grab befindet sich heute frei zugänglich in der Abteikirche St. Mauritius.

Zeittafel

1066 Beisetzung des bei Ürzig ermordeten designierten Trierer Erzbischofs Kuno von Pfullingen in Lösnich. Nach nur zwei Wochen wurde sein Leichnam nach Tholey gebracht und dort endgültig beerdigt.

Begräbnisplatz von Kuno von Pfullingen in der Abteikirche Tholey.

1241 Die Lösnicher Kirche mit den Filialkapellen Zeltingen, Rachtig und Erden befindet sich im Besitz der Abtei Mönchenladbach und wird im selben Jahr and den Grafen und ehemaligen Kreuzzugsteilnehmer Graf Heinrich von Sayn veräußert.

1252 Nach dem Tod von Heinrich von Sayn 1247 Schenkung der Lösnicher Kirche und ihrer Filialkapellen durch die Wittwe Gräfin Mechthild von Sayn an den Deutschen Orden.

1536 Im Protokoll des herrschaftlichen Jahrgedings von 1536 wird erwähnt, dass dieses unter den Bäumen vor der Kirche abgehalten wird.

1638 Neubau der Kirche durch den Deutschen Orden

1879-1881 Abriss von Schiff und Turm der Kirche auf dem Friedhof, nachdem ein Neubau der Pfarrkirche in Dorfmitte erfolgt war, Der Chor blieb erhalten und dient seitdem als Friedhofskapelle. Das Portal der alten Kirche mit dem Deutschordenswappen wurde im Triumphbogen der alten Kirche integriert und blieb so ebenfalls der Nachwelt erhalten

1887 Nutzug der Fläche der niedergelegten Kirche für die Anlage von Grabstellen mit zusätzlicher Erweiterung des Friedhofs in Richtung Süden. Dies führte nahezu zu einer Verdopplung der Fläche für Grabstellen.

1900 Nach Aussage von Ortseingesessenen sollen um 1900 beim Bau des Forsthauses (Ortseingang aus Richtung Erden) vier Sarkophage gefunden worden sein (über Beigaben ist nichts bekannt). 1937 wurden zwei Frankengräber (ein Sarkophag) vom LM Trier (Trierer Zeitschrift, 13,1938) im Distrikt Weidenrech ausgegraben.

1911 Ein Totengräber entdeckt auf dem Friedhof römische Mauerreste und Bruchstücke einer römischen Schale aus „terra sigillata“ (Trierer Jahrbuch 4, 1911)

1958 Kurt Böhner mutmaßt in seiner Veröffentlichung „Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes“, dass sich der Lösnicher Friedhof auf einer römischen Ruinenstätte befinden könnte. Die Franken wären deutlich bestrebt gewesen, ihre Friedhöfe erhöht über den Siedlungen anzulegen. Ruinenstätten wären auch gerne gewählt worden, da sie ungeeignet für den Ackerbau waren. Aber auch abergläubische Gründe können eine Rolle gespielt haben (Böhner, Seite 259).

1980 Renovierung der im gleichen Jahr unter Denkmalschutz gestellten Friedhofskapelle und Neugestaltung des

Friedhofs.

2013 Im Umfeld der Begräbnisplätze gehäuftes Auffinden von römischen Ziegelresten (auch Dachziegel) und römischen Estrichresten, wie sie in römischen Bädern anzutreffen sind (dokumentiert von Jürgen Schmid)

Römische Tonscherbenfunde vom Lösnicher Friedhof.

Historische Grabkreuze

In einer kleinen Rotunde auf der Westseite des Friedhof sind mehrere kleine Grabkreuze aus überwiegend rotem Sandstein eingelassen. Sie waren schon vorher in die heute nicht mehr vorhandene westliche Begrenzungsmauer des Friedhofs integriert. Sie stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Historische Grabkreuze aus den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts.

Ein heute nicht mehr vorhandenes Grabkreuz aus grauem Basalt erinnerte noch bis vor einigen Jahren an den ehemaligen aus Lösnich stammenden Frühmesser Johann Bernhard Caspar Schurph. Er war ein Ururenkel des ehemaligen Lösnicher Schultheißen und „Kayserlichen Notarius Publicus“ Johann Bernhard Schurph, der 1654 als erstmalig in Erscheinung trat. Diese Familie stellte in Lösnich Schultheiße bis ins 18. Jahrhundert.

Grabstein des aus Lösnich gebürtigen Frühmessers Stephan Schurph.

Im Bereich der Eingangspforte der Friedhofskapelle befinden sich noch mehrere Grabkreuze und Erinnerungstafeln ehemaliger Lösnicher Pfarrer. Das Grabmal rechts der Tür zeigt sogar das in Stein gemeißelte Antlitz des 1934 verstorbenen Pfarrers Paul Koster mit zum Beten gefalteten Händen.

Grabmal Paul Koster 1934.

Die alte Sakramentsnische

Am rechten Strebepfeiler der Kapellenportals befindet sich auf der Rückseite ein eher unscheinbares kleines sandsteinumfasstes Eisengitter. Es handelt sich hier um die Sakramentsnische, die seit dem 12. Jahrhundert in Kirchen als ständiger Aufbewahrungsort von konsekrierten Hostien z.B. für die Sterbekommunion wie auch für Taufutensilien genutzt wurde und befand sich im Inneren des Chorraums. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts galt jedoch nach Einführung des Tabernakels die Verpflichtung, diese nicht mehr zu Nutzen. Sie wurde wohl wegen Platzmangels bei der Aufstellung der Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege um 1930 zur Erinnerung nach Außen verlegt.

Alte Sakramentsnische im rechten Strebepfeiler der Kapelle aus dem Innern der Kirche.

Gefallenen-Gedenktafeln

Um 1930 wurden zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges im Chorraum der Friedhofskapelle errichtet.

Vor der Kapelle versammelte man sich alljährlich zum Volkstrauertag zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Dieser Gedenktag wurde erstmals 1922 im Deutschen Reichstag und seit 1952 als als stiller Gedenktag vor der Adventszeit begangen. Auf den Treppenstufen erinnerte der Bürgermeister vor versammelter Gemeinde an die Opfer der Weltkriege.

Missonskreuz

Am südlichen Eingang des Friedhofs steht ein Sandsteinkreuz mit Fegefeuermotiv und der Widmung CRUX MISSIONIS mit unbekanntem Errichtungsdatum. Vermutlich wurde es im Rahmen einer der im 19. Jahrhundert sehr verbreiteten Volks- und Gemeindemissionen aufgestellt.

Gotisches Chorfenster

Auf der Südseite der Kapelle befindet sich noch ein historisches Kirchenfenster mit gotischem Maßwerk in Form einer sehr selten vorkommenden Herzornamentik.