Römische Siedlungsreste auf dem Friedhof Lösnich

Auf dem Lösnicher Friedhof treten immer wieder römische Verputz-, Mörtel- und Estrichreste zu Tage, wie auch Bruchstücke von Ton- und Ziegelresten. Sie bestätigen die vom Prähistoriker und Mittelalterarchäologen Kurt Böhner vom Rheinischen Landesmuseum Bonn und Trier 1958 publizierte Vermutung in seinem Werk „Die Fränkischen Altertümer des Trierer Landes“, dass sich auf dem Gelände des Lösnicher Friedhofs mit großer Wahrscheinlichkeit eine römische Siedlungseinheit befunden haben könnte (Quelle Kurt Böhner, Die Fränkischen Altertümer des Trierer Landes Teil 1 und 2, Verlag Gebr. Mann, Berlin 1958).

Lösnicher Friedhof mit Kapelle aus östlicher Richtung 2020 (Foto Jürgen Schmid)

Standort der alten Kirche außerhalb des Ortskerns Lösnich

Was den Standort der alten Kirche anbetrifft, so reiht sie sich ein in die Standortbesonderheit der alten Kirchen in Kröv und Rachtig. Er befand sich im Mittelalter außerhalb des Ortskerns auf einer leichten Anhöhe in Richtung
Westen. Weitere Beispiele dazu bilden die Paulskirche in Lieser und die Bartholomäus Kapelle in Heinzerath bei Olkenbach. Diese frühen Gotteshäuser gehören zu den ältesten in der Moselregion. Die Frage nach der Entstehungszeitzeit kann nicht eindeutig beantwortet werden. Die Christianisierung der Moselregion geht vermutlich zurück  ins 4.-6.Jh.  mit dem Ausgangspunkt Trier. Hier ist schon zum Ende der Römerzeit im  5. Jh. ein Bischofssitz belegt. Durch den Einfall germanischer Stämme war um 470 das Ende der Römerzeit besiegelt. Viele Siedlungen mit gallorömischen Bewohnern wurde eingenommen und auch gebranntschatzt. So auch das ehemalige römische Landgut am Kluckert im Lösnicher Hinterwald. Eine weiteres römisches Herrenhaus befand sich hoch über Kindel unweit der Böngertsbach.

Noch erhaltener Chorraum und Apsis der 1881 niedergelegten Pfarrkirche von Lösnich (Foto Jürgen Schmid)

Funde von Tonscherben, Ziegeln und Verputz- und Estrichresten auf dem Lösnicher Friedhofsgelände sprechen deutlich dafür, dass auch hier einmal ein römisches Gebäude stand.

Römischer Estrich Friedhof Lösnich (Foto Jürgen Schmid)
Römischer Verputz Friedhof Lösnich (Foto Jürgen Schmid)

Römischer Verputz mit Farbresten Freidhof Lösnich (Foto Jürgen Schmid)
Bruchstück eines römischen Dachziegel Friedhof Lösnich (Foto Jürgen Schmid)
Bruchstück römischer Verputz Friedhof Lösnich (Foto Jürgen Schmid)

Alte römische Fundamente wurden hier von den Erbauern der frühen Kirche genutzt, um auf „heidnischer Erde“ das Gotteshaus zu errichten.  Dieses Vorgehen war sehr verbreitet, konnten so doch vorhandene Ressourcen an Baumaterial eingesetzt und die Kosten für teure Fundamente gering gehalten werden. Profane Bauten, also die Häuser der Bewohner wurden noch lange im Pfosten und Fachwerkbau errichtet. Erste Steinbauten nach der römischen Zeit bildeten frühe Kirchen und die befestigten Burgen ab dem 11. Jahrhundert. Das nach der Römerzeit verlorengegangene Wissen zur Herstellung von Mörtel  wurde erst im 6 Jahrhundert wieder erlangt. Die zerfallenen Häuser der gallorömischen Bevölkerung wirkten für die neuen Landbewohner (fränkische Landnahme Ende des 5. Jh.) eher unheimlich und befremdlich.

Römischer Mörtel vom Friedhof Lösnich mit der bei den Römern typischen Ziegelsplitteinmischung (Foto Jürgen Schmid)

Römische Vorgängerbauten

Die Ruinen römischer Landhäuser und Badeanstalten mit ihren bekannten Grundrissen boten ideale Bedingungen für ein Kirchenfundament. Gerne wurden dabei die apsiden Elemente des Badbereichs für das Chorfundament genutzt, woran sich Kirchenschiff und der Turm anschlossen. Besonders von Vorteil war es, wenn sich der apside Bereich in Richtung Osten orientierte.

Der etwas unförmige und unsymetrische Grundriss der alten Lösnicher Kirche könnte seine Ursache darin haben, dass die Erbauer direkt auf alte vorhandene römische Mauern aufgesetzt haben.

Mögliche Nutzung von Grundmauern des Badbereichs ines römischen Vorgängerbaus (Skizze Jürgen Schmid)

Vergleichbarer Badbereich mit erkennbarer Apsis (vorne) in der Struktur der Grundmauern bei er Römervilla in Mülheim-Kärlich bei Koblenz (Foto Jürgen Schmid)
Rekonstruktion eines römischen Torbogens im apsiden Bereich eines Bades (Skizze Jürgen Schmid)
Portal der Friedhofskapelle mit übermaltem Triumphbogen der alten Pfarrkirche, der aus Sandsteinquadern mit unterschiedlichen Größen erstellt worden war in einer für die Römer typischen Bauweise (Foto Jürgen Schmid)

Gab es hier baum Bau der Kirche den glücklichen Zufall, dass neben den römischen Grundmauern auch noch ein römischer Torbogen wiederverwendet und mit in die Kirche integriert werden konnte?