Lösnich – Im Grenzgebiet römischer Provinzen

Der Eroberung Galliens durch Caesar 58 v. Chr. folgte eine fast 400 Jahre dauernde Besetzung der linksrheinischen Gebieten durch die Römer. Die immer wieder aufkeimende Gegenwehr der germanischen Stämme in den rechtsrheinischen Gebieten fand im Jahre 9. n. Christus ihren Höhepunkt in der Varusschlacht im Teutoburger Wald. Die Römer wurden vernichtend geschlagen und erlitten schwerste Verluste.

Um sich besser gegen die Einfälle der Germanen in Gallien zu schützen, wurde beginnend im 1. Jahrhundert der Limes als Grenzbefestigung errichtet. Er begann nördlich von Andernach und endete bei Eining unweit von Regensburg an der Donau (Quelle https://www.planet-wissen.de/kultur/voelker/roemer_in_germanien/). Diese Pallisadenwände mit vorgelagertem Graben durchzogen das Land, begleitet von etwa 900 Wachtürmen, den sogenannten Limestürmen.

Limes Reko bei Hillscheid -Pallisade mit Graben (Foto Jürgen Schmid)
Rekonstruierter Limesturm bei Hillscheid (Foto Jürgen Schmid)

Wichtige Faktoren für die besondere strategische Situation Lösnichs in römischer Zeit  (60 – 400 n. Chr.):

  • Gelegen an der römischen Fernstraße mit Verbindung nach Trier, Mainz (über Belginum/Wederath) und Neuwied
  • Gelegen an der Mosel (wichtiger römischer Schiffahrtsweg zum Rhein als Handels- und Versorgungsweg)
  • Gelegen an der Grenze zwischen zwei römischen Provinzen (Gallia Belgica und Germania Superior)
Lösnich und der Grenzverlauf zwischen GERMANIA SUPERIOR und GALLIA BELGICA um 90 n. Chr. (Skizze Jürgen Schmid)

Die Varus Schlacht und ihre Folgen

Die Römer unterlagen 9 n. Chr. dem Cherusker Fürsten Arminius (Hermann) in der „Schlacht im Teutoburger Wald) und verloren dabei 3 Legionen und 6 Kohorten (ges. 18.000 Mann). Dieser Sieg der Germanen leitete die Beendigung der römischen Versuche ein, das germanische Territorium rechts des Rheins zu erobern.

Zur Verstärkung der Römischen Rheinarmee zur Abwehr weiterer Versuche der Germanen zur Rückeroberung von Gebieten stellten die Römer zwei Heerverbände auf:

1.Obere Heer: Exercitus Superior

2.Untere Heer: Exercitus Inferior

Die keltische Restbevökerungen (Triboker, Nemeter, Vangionen) erhielten um 90 n. Chr. mit der Einrichtung der Provinz Germania superior Selbstverwaltungsrechte (Quelle: Cüppers. Die Römerin Rheinland-Pfalz).

In der Folge wurden verteilt auch im Landesinneren Hifstruppenlager errichtet, um gegen Germaneneinfälle besser gerüstet zu sein. So wurde 2012 bei Renovierungsarbeiten der mittelalterlichen Burg Landshut in Bernkastel ein ehemaliges römisches Lager der Größe 60 m x 30 m entdeckt (Quelle www.princastellum.de/)

Sicherstellung der Versorgung und Infrastruktur

Das römische Siedlungsgebiet in Lösnich lag unmittelbar an der Grenze der beiden Provinzen Germania superior und Gallia Belgica und an der römischen Fernstraße, die aus Richtung Wederath kommend über den Zeltinger Berg führte und am äußeren Zipfel der Moselschleife die Mosel in Richtung Wittlich überquerte. Man geht davon aus, dass ein Ausläufer der Fernstraße zum römischen Landgut im Lösnicher Hinterwald führte Hier konnten Reisende Kaufleute Verpflegung und womöglich auch Unterkunft finden und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt: eine ehemalige Bierbrauerei und eine Weinkelter sind vor Ort nachgewiesen worden (Quelle Anastasia Moratis, Der römische Gutshof und das Gräberfeld bei Lösnich, Trierer Zeitschrift, Beiheft 26, Herausgeber Rheinisches Landesmuseum Trier, 2003).

So lässt sich die Situation vor Ort in Lösnich wie folgt beschreiben:

  • Römischer Gutshof im Lösnicher Hinterwald
  • Landwirtschaftliche Erzeugnisse
    • Brauerei
    • Kelterei
  • Absicherung der Handelswege auf der Mosel an den Provinzgrenzen
    • Burgus (Landeburg mit Hafen)?
  • Militärlager (Gelände heutiges Pfarrhaus)?
    • Lagerbad auf dem Gelände des heutigen Friedhofs
    • Begräbnisplatz im Weidenrech (in Moselnähe)

Der Lösnicher Gutshof könnte auch zur Versorgung des Hilftruppenlagers in Bernkastel mit beigetragen haben.

Möglicherweise diente der heute noch vorhandene Römerbrunnen auf dem Zeltinger Berg unweit des Lösnicher Gutshofs auch zur Wasserversorgung der „Reisenden“ auf der römischen Fernstraße.

Ehemaliger Römerbrunnen auf dem Zeltinger Berg (Foto Jürgen Schmid)

Vorrömische Siedlungsnachweise auf dem Zeltinger Berg

Das Geländeplateau auf dem Zeltinger Berg soll nach Ausweisung archäologischer Quellen eine der ältesten und am dichtest besiedelten vorrömischen Siedlungskammern im Hunsrück gewesen sein. Dieses Hochplateau mit seiner antiken Straßenführung zeichnet sich aus durch eine Vielzahl archäologischer Fundstellen von Siedlungen, Tempelbezirken und Hügelgräbern in den Gemarkungen Graach, Zeltingen-Rachtig, Erden, Lösnich und Kinheim von der Spätbronzezeit bis in die späte Antike. Man geht davon aus, dass hier keltische Siedlungseinheiten ähnlich wie in Bundenbach existiert haben. In Graacher Gemarkung entdeckte man Reste eines römerzeitlichen Tempelbezirks (Quelle Martin Schönfelder, Susanne Sievers, Die Eisenzeit zwischen Champagne und Rheintal, 34. internationales Kolloquium vom Mai 2010 in Aschaffenburg, Römisch-Germanisches Zentralmuseum u.a.). Im Lösnicher Hinterwald stieß man Mitte der 1970er Jahre auf die Reste eines römerzeitlichen Landguts mit bis zu 10 Gebäudeeinheiten, einer Friedhofs- und Tempelanlage, einer Brauerei, einer Kelteranlage und vermutlichen Resten einer keltischen Münzprägestätte (Quelle Anastasia Moratis, Der römische Gutshof und das Gräberfeld bei Lösnich, Trierer Zeitschrift, Beiheft 26, Herausgeber Rheinisches Landesmuseum Trier, 2003).

Gebäudeanordnung des ehemaligen römischen Landguts im Lösnicher Hinterwald (Skizze Jürgen Schmid)